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An der Marktstrasse kocht der TeufelGraffito an der RUB
Wenn Ausschüsse und ähnliche Organe zur Tat schreiten, um Kulturregelung zu betreiben, produzieren sie mit Vorliebe „Konzepte“. Das tat auch der Jugendhilfeausschuss der Stadt Bochum, bevor er Anfang 2001 schließlich die Verwaltung aufforderte, das Konzept „Graffiti“ umzusetzen. Wenig später wurden verteilt über das Bochumer Stadtgebiet bestimmte Orte für das Aufsprayen von Graffitis freigegeben. Rund um die RUB, an mehreren Schallschutzwänden und ähnlich entbehrlichen Freiflächen wird dieses Angebot seitdem von zahlreichen DosenkünstlerInnen rege genutzt.

 

Ob Astronauten, putzige Comicfigürchen, verzerrte Charaktere oder Old-School-Schriftzüge – die Bandbreite an Motiven scheint unendlich zu sein. Das stellen die Künstlerinnen und Künstler beinahe jede Woche aufs Neue unter Beweis: Die Bilder in den Tunneln wechseln, wachsen und verändern sich kontinuierlich und zumeist weitgehend unbemerkt. Die Freigabe von Flächen für die gesprühten Bilder befreit die Aktiven vom Druck des Gesetzes und dem Zwang, ihrem Hobby in Überfallmontur und in Eile nachgehen zu müssen – denn illegales Sprühen kann empfindliche Strafen nach sich ziehen. Die Legalisierung mag die Subkultur „Graffiti“ vielleicht auch denjenigen näherbringen, die das Verzieren von grauen Mauern bisher nur mit Vandalismus in Verbindung bringen konnten. Wer sich die Zeit nimmt und einen Spaziergang zu den Präsentationsflächen unternimmt, wird feststellen, dass ernstzunehmende Kunst nicht zwangsläufig im Museum hängen muss. Was oftmals wie teure Auftragsarbeit aussieht, ist das Produkt von Personen aus der Umgebung und der Ferne, die ihre Zeit und ihr Geld in die mitunter bewundernswerte Verschönerung von Schallschutzmauern und Unitunneln legen.

Das Referat für Kultur und Wohnen des AStA bemüht sich seit Juni darum, die Graffitis aufzuzeichnen und via Internet einer breiteren Masse zugänglich zu machen. Auf der Seite www.asta-bochum.de/kultur sind derzeit sechs dieser Galerien zu bewundern; neue Aufnahmen werden in regelmäßigen Abständen folgen.

Als einen wichtigen Effekt der Freigabe von Sprühflächen nennt Jürgen Kotbusch vom Jugendamt Bochum die Qualitätsverbesserung der legalen Graffiti im Vergleich zu den illegalen Werken. Ob allerdings die Existenz von Freiflächen das szeneimmanente Bedürfnis eliminieren kann, die gesamte S1 mit dem eigenen Namen zu verzieren, erscheint äußerst fragwürdig.

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