Ein atheistischer, aufgeklärter Mensch, der ein gewisses Tempo braucht, um sich weiter zu entwickeln ist in der Innenstadt einer Großstadt gut aufgehoben. Viele Menschen um einen herum, man erfährt die neuesten Neuigkeiten aus erster Hand, kurz: Man lebt am Puls der Zeit. Im Dezember allerdings geraten die Dinge aus den Fugen, denn es ist Weihnachtsmarkt.

Verhallt sind die lustigen Fangesänge zur FIFA-WMâ„¢, die einem im Sommer noch in die Wohnung schallten. Statt dessen macht sich ein Gemisch aus „Oh du fröhliche“, „Last Christmas“ und „Jingle Bells“ im Zimmer breit. Aber leider sind die geübten Kehlen der Fußballfans deutlich musikalischer als die meisten HobbymusikerInnen, die das Geld für ihre Weihnachtsgeschenke in der Kälte einspielen wollen. Neben den Klängen gibt es noch ein Geruchsgemisch, welches sich aus Zimt, Duftöl und Pferdemist zusammensetzt.
Aber auch die anderen Sinne kommen nicht zu kurz. Sobald man einmal samstags verzweifelt feststellt, dass der Kühlschrank leer ist, bleibt einem nichts mehr übrig, als sich durch das Getümmel zum Supermarkt durchzukämpfen. Wie zuvor erwähnt ist man eigentlich Tempo gewöhnt, wenn man in der Innenstadt lebt. Aber die vielen Touristen aus den anderen Stadtteilen, die unbedingt heute ihre lächerlich kitschigen Weihnachtspullis, Kerzen, Duftlampen und Lebkuchenherzen kaufen müssen, wissen das nicht. Dies führt zu einem kleinen Problem: Während die Mütter und Väter ihren Kindern beim Karussell fahren zuschauen, kommt es dazu, dass man sie anrempeln muss, um einem Besoffenen vom Glühweinstand auszuweichen. Denn den Geschwindigkeitsüberschuss, den man aufbaut, muss man durch geschicktes Ausnutzen der menschlichen Banden beibehalten. Um so schnell wie möglich von A nach B zu kommen, ist es außerdem notwendig die Leute von den glitzernden Sternen und riesigen Weihnachtsbäumen abzulenken. Das erreicht man am besten durch ein breitschultriges Auftreten in Verbindung mit einem durchdringenden Blick, der sagt: „Ich lauf dich auch über den Haufen, wenn es nötig ist.“. Aber dazu kommt es eigentlich nie… na ja, fast nie.
Der Vorteil dieser Strategie ist: Man spart sich das Fitnessstudio. „Christmas Pinball©“ ist ein Sport, der nicht nur die Ausdauer trainiert, sondern auch die Geschicklichkeit und die Balance. Des Weiteren ist die hohe Konzentration, die man aufbringen muss auch ein Training für den Kopf. Schöner Nebeneffekt: Durch die Kälte um einen herum purzeln die Kalorien noch schneller, besonders, wenn man sich viele Schokoweihnachtsmänner und Marzipankugeln in den Rucksack geladen hat.
Fazit: Auch wenn man der Weihnachtszeit sonst nichts abgewinnen kann, man kann sich fit halten und das Notwendige mit dem Nützlichen verbinden. In diesem Sinne: Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins Neue Jahr.

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