Museumsbesuch vom Bürostuhl aus

Ihr wolltet schon immer mal zu den oberen Zehntausend gehören? Eine Luxusvilla, Yacht oder Kunstsammlung besitzen? Bei letzterem Punkt kann euch geholfen werden. Einfach ab ins nächste Museum und nehmt Euch die Bilder. Natürlich soll hier niemand zum Diebstahl an anderer Leute Eigentum angestiftet werden, also Strumpfmaske beiseite und erstmal weiter lesen.

Auch wenn Museumsbesuche seit jeher etwas für die nassen, kalten Tage waren, gibt es jetzt eine erweiterte und noch bequemere Variante diese durchzuführen: Museumsbesuch via PC. Das virtuelle Museum NRW hat vor wenigen Wochen seine Pforten geöffnet. Unter www.nrw-museum.de findet sich eine noch wachsende Sammlung moderner Kunst und KünstlerInnen samt spannender Erläuterung der abstrusen Werke. Wer Gefallen an dererlei Kunst findet, kann sich nicht nur virtuell an den Bildern ergötzen, sondern sich auch eine virtuelle Privatsammlung zum immer wieder ankucken anlegen.
Nun sind gerade die beschreibungen ein elementarer Bestandteil des Rundgangs durch die Ausstellungdräume oder -seiten. Denn wer versteht schon ohne Anschaffung eines hochglänzenden 100 Euro-Ausstellungskatalogs die hingeklotzte und gemalte Kunst?
Erleichternd lesen wir also von Reduzierungen der Bilder zu reinen Malflächen und einer Form die als Fläche aufgefasst und somit weniger übersichtlich wird, da ihr sehr spezifischer Wirkungskreis sowie die Ausdehnung der Farbigkeit rational schwierig zu fassen bleibt, wenn wir vor drei einfarbigen Quadraten stehen. Licht und Materie vereinen sich in schwungvoll geführten, leicht schrägen Pinselzügen. Aha!

Nächstes Bild

In anderen Werken wird mit unterschiedlichen Realitätsebenen, deren anschauliche Verifizierung ambivalent bleibt, experimentiert. Politische Embleme tauchen auf oder unter und werden ihrer bildimmanenten Bedeutung als Mittelpunkt und Lichtquelle sukzessive beraubt. Bei soviel Geschwafel und Interpretationsmüll noch ein kleines Rätsel für Euch: „Zu lang ist die Phase der Stille, um als kurze, akzentuierende Pause in einem größeren Zusammenhang verstanden zu werden. Es sind vielmehr einzelne Aktionen, in sich geschlossene, an- und abschwellende Handlungsbögen, die sich endlos und immer gleich aneinander reihen.“ Und jetzt gehet hin und suchet das passende Werk. Nicht mit dem Mülleimer im virtuellen Mülleimer verwechseln. Soll ja alles schon vorgekommen sein. Handelt sich bei eben beschriebenem Werk um eine Aluwanne voller Wasser. Aha!

Eins hab ich noch

Was passiert wenn man versucht einen Menschen darzustellen ohne einen Menschen darzustellen. Ein monumentaler Holzklotz mit rostigen Metallapplikationen hängt an der Wand und ähnelt einer Schneeschaufel nach drei verschollenen Jahren im Moor. So „entsteht durch die aggressive Spitze und Verjüngung der rechten Kante … der Eindruck einer gefährlichen Gerätschaft“ gestehen auch KünstlerInnen und/oder InterpreteurInnen. „Diese Deutungs-Balance von Büste und Keil konkretisiert sich allerdings insbesondere durch den Kopfaufsatz zur menschlichen Gestalt.“ Nein! Bzw., aha!
Bleibt mir nur noch viel Spaß beim sammeln und tauschen der neu erworbenen virtuellen Kunstschätze zu wünschen. Ein Verkauf bei Ebay ist übrigens nicht erlaubt.
RRR

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