Professor Bernard Willms, Jahrgang 1931, seit 1970 Professor für Politische Wissenschaft an der RUB, nahm im Verlauf seiner akademischen Tätigkeit die klassische Rolle eines Bindeglieds zwischen Konservativismus und der extremen Rechten ein. So hatte sich Willms unter anderem einen Namen als renommierter Kenner der Hobbeschen Staatsphilosophie gemacht. Auf der anderen Seite fiel er der Studierendenschaft der Fakultät schon ein Jahr nach seiner Berufung als Vertreter extrem rechten Gedankenguts auf. Über Jahre hinweg war Willms außerhalb seiner Lehrtätigkeit im Dienste der deutschen Nation politisch und publizistisch tätig. Dabei nutzte er sowohl konservative als auch extrem rechte Plattformen. Er redete vor hohen Vertretern von CDU/CSU und veröffentlichte im Suhrkamp-Verlag, referierte aber auch vor der rechtsextremen „Gesellschaft für freie Publizistik“ und ließ sein Buch „Identität und Widerstand – Reden aus dem deutschen Elend“ beim Hohenrain-Verlag erscheinen – ein Tochterunternehmen des bedeutenden rechtsextremen Grabert-Verlags. Als politischer Grenzgänger schwer angreifbar und vom Leitgedanken des bürgerlichen Wissenschaftsverständnisses unterstützt, dass seine „privaten Aktivitäten“ nicht im Widerspruch mit seiner Rolle als Professor stehen sollten, machte Willms im Laufe der 80er Jahre eine weitere Radikalisierung durch. In der bsz Nr. 317 wird im April 1987 über den Bochumer Professor als Unterstützer des neofaschistischen „Rings freiheitlicher Studenten“ berichtet. Bereits 1984 hatte Willms sich öffentlich zu der Organisation bekannt. In einem 1985 bei einem rechtsextremen Verlag erschienen Buch bezeichnete er Konzentrationslager als „Propagandaenthüllungen“ der Sieger. 1986 gab er der Hochschulorganisation der NPD ein Interview für ihre Zeitung. Nicht nur in den Augen der Studierenden machte sich Willms so zu einer „Integrationsfigur der ,Neuen Rechten‘“ (Zitat aus einem Flugblatt von 1988).

Letzte Grenzüberschreitung

All diese und weitere Aktivitäten des Professors wurden von der Fachschaft Sowi gründlich dokumentiert. Immer wieder forderten sie die Neubesetzung des Lehrstuhls, auch indem sie die Veranstaltungen boykottierten und aktiv störten. Es bestätigte sich allerdings stets, dass die „privaten Aktivitäten“ von Willms beim Lehrkörper der Fakultät auf wenig Interesse stießen. Willms verlor in der Öffentlichkeit nicht seinen Ruf als anerkannter konservativer Politologe. Im Sommersemester 1988 kam es noch einmal zu einer harten Konfrontation zwischen Professor und Studierenden, als Willms in einem Seminar den so genannten „Historikerstreit“ thematisierte. Der Versuch, seine Sicht zu Kriegsschuld und Nationalbewusstsein auch offiziell in den Unterricht zu tragen, wurde von der Studierenden als letzte Grenzüberschreitung verstanden. In einem Flugblatt präsentierten sie Willms’ rechtsextreme Aktivitäten der breiten Uni-Öffentlichkeit und riefen zum Boykott des Seminars auf. Auch hier konnten die Proteste der Studierendenschaft indes nur zu einer Behinderung der Veranstaltung beitragen, nicht aber zu einem endgültigen Ende der Tätigkeit des 1992 verstorbenen Professors an der RUB.

Es bleibt schwer nachzuvollziehen, wie sich Bernard Willms so lange an der Sowi-Fakultät in Bochum halten konnte. Seine akademische Karriere offenbart jedenfalls nicht nur – wie die Fachschaft Sowi in ihrem Flugblatt 1988 feststellt – das „Dilemma bürgerlichen Wissenschaftsverständnisses“. Sie wirft auch ein Schlaglicht auf die zweifelhafte Vergangenheit einer gesamten Fakultät, die neben Bernard Willms noch andere zumindest hochgradig reaktionäre Köpfe in ihren Reihen hatte, wie zum Beispiel den umstrittenen Professor Johannes Papalekas. Nicht zuletzt zeigt der Fall Willms, dass es heute wie vor zwanzig Jahren vor allem an den Studierenden ist, ein Auge darauf zu haben, bei wem sie lernen.

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