Der Ritter der Königin

Dieser Roman von Elizabeth Chadwick spielt im England des 12. Jahrhunderts und erzählt die erste Hälfte der Lebensgeschichte von William Marshal. Als er fünf Jahre alt ist, fordert König Stephan ihn als „Pfand“ von seinem Vater, in der Hoffnung, dass dieser die Rebellion gegen den König einstellt. Williams Vater lenkt nicht ein, und doch verzichtet der König auf sein Recht, den Jungen umzubringen. Stattdessen nimmt er ihn in seinen Haushalt auf. William wächst zu einem jungen, ehrenwerten Mann heran und wird zum Ritter geschlagen. Nichts ist ihm heiliger als sein Treueschwur, und so beginnt sein Leben im Dienst der Mächtigen seiner Zeit. Dort gewinnt William an Einfluss und merkt bald, dass einflussreiche Menschen nicht nur Freunde haben.
Dieser lebendig und eindringlich geschriebene Roman beruht auf der überlieferten Lebensgeschichte des echten William Marshal, dem Lehrmeister König Heinrich des Jüngeren. Allerdings weckt der deutsche Titel andere Erwartungen an dieses Buch als der englische. „The Greatest Knight“ beschreibt den Inhalt dieses 607 Seiten starken ersten Teils wesentlich besser. Hoffentlich lässt uns die Autorin nicht so lange auf den zweiten Teil warten.
Blanvalet, Elizabeth Chadwick: Der Ritter der Königin, 8,95 Euro

Mieses Karma

Dass man einen Roman über eine tote TV-Moderatorin sehr humorvoll gestalten kann, beweist David Safier auf 283 Seiten. Kim stirbt, nachdem sie ihren Ehemann betrogen hat, eher unrühmlich daran, dass ihr ein Teil einer Raumstation auf den Kopf fällt. Und dabei ist das noch nicht einmal der schlimmste Moment des Tages. Sie wird als Ameise wiedergeboren. Es dauert eine Weile, bis sie, und mit ihr der ebenfalls als Ameise wiedergeborene Casanova, lernt, was es heißt, gutes Karma zu sammeln, warum Odin in letzter Zeit so wenig zu tun hat, oder wie es sich anfühlt, als Meerschweinchen an einem Verhaltenstest teilzunehmen. Buddha hat es nicht leicht mit den beiden, und Kim hat es nicht leicht mit ihrem Mann und ihrer Tochter. Und dann ist da ja noch dieser überaus gut aussehende Kollege.
Ein kurzweiliges Buch für den Liegestuhl. Keine Angst vor religiösen Belehrungen, Vorwissen nicht erforderlich.
Rowohlt Taschenbuch Verlag, David Safier: Mieses Karma, 8,95 Euro

Die Leber wächst mit ihren Aufgaben

„Schnupfenviren sind wie Bill Gates und Dieter Bohlen: Auf Dauer kann man ihnen nicht entfliehen.“ Eckhart von Hirschhausen ist Dr. med. und Kabarettist. Auf 222 Seiten erzählt der Insider, warum, wann und was schief läuft mit unserer Gesundheit und unserem Gesundheitssystem. Mit gespitzter Feder sucht und findet er die Schwachpunkte in allem, was mit der Medizin zu tun hat und erklärt die Probleme mit einem zynischen Augenzwinkern. Der Mann weiß, wovon er spricht, und er weiß es auch zu formulieren: „Das Gesundheitssystem braucht die Raucher ganz dringend. Sie zahlen statistisch gesehen lange ein und sterben bald darauf… Wenn man das einmal auf die Schachteln schreiben würde: „Wer raucht verschenkt Kassenbeiträge“, „Nichtrauchen gefährdet das Gesundheitssystem“ oder „Die Rente ist sicher, wenn Sie weiter rauchen!“ – so sähe glaubhafte Abschreckung aus!“
Rowohlt Taschenbuch Verlag, Eckhart von Hirschhausen: Die Leber wächst mit ihren Aufgaben, 9,95 Euro

Lunatic

In Philadelphia wird eine schöne, junge Frau ermordet. Kevin Byrne und Jessica Balzano von der Mordkommission nehmen die Ermittlungen auf. Doch es bleibt nicht bei einem Fall. Mit jeder Toten werden es auch mehr Verdächtige, die nicht selten selbst zu Opfern werden. Die Polizei ermittelt in mehr als eine Richtung und sucht vielleicht nicht nur einen Mörder, sondern gleich zwei. Oder ist alles nur ein Märchen? Auf 475 Seiten liefert Richard Montanari einen Thriller mit vielen Handlungssträngen, die er am Ende gekonnt zusammenlaufen lässt. Die symphatischen, lebendig wirkenden Hauptfiguren, die eben keine Supercops sind, sowie der sorgfältig gehaltene Spannungsbogen machen es dem Leser schwer, dieses Buch aus der Hand zu legen. Und die komplexe, einfallsreiche Handlungsstruktur machen es dem Rezensierenden schwer, etwas über das Buch zu sagen, ohne einen Spoiler zu schreiben. Â
Lübbe, Richard Montanari: Lunatic, 16,95 Euro

Caesar

53/52 v. Christus: Quintus Aurelius hat Caesar in seiner Legion gedient und ist für seine Treue entlohnt und in Ehre entlassen worden. Jetzt möchte er sich zur Ruhe setzen und mit dem Krieg nichts mehr zu tun haben. Er fängt ein neues Leben an, doch das Alte holt ihn wieder ein: Die wachsende Macht des Gaius Julius Caesar ist nicht nur dem römischen Politiker Cicero ein Dorn im Auge, und so beginnt ein Intrigenspiel um die Vorherrschaft im Römischen Reich. Quintus Aurelius wird gezwungen, seine gute Reputation auszunutzen und Caesar für den Senat auszuspionieren.
Ein spannendes und komplexes Buch über einen der größten Feldherren aller Zeiten und über einen, der weiß, wie es ist, ein einfacher Römer zu sein. Gisbert Haefs verbindet auf 511 Seiten eine fesselnde Handlung mit Details über Leben und Politik im alten Rom und vermittelt ein eindrucksvolles Bild von einer vergangenen Zeit.
Heyne, Gisbert Haefs: Caesar, 8,95 Euro

Die Eleganz des Igels

Renée ist 54 Jahre alt und arbeitet als Concierge in einem noblen Mietshaus in Paris. Sie ist Autodidaktin, liebt Philosophie, sieht sich selbst als intelligent an und gibt sich alle Mühe, nach außen genauso so zu wirken, wie man es von ihr erwartet: Kleinbürgerlich, ungebildet und ein bisschen muffig. Paloma ist 12 Jahre alt, hochintelligent und hat steinreiche Eltern. Sie wohnt in dem Haus, in dem Renée arbeitet, und plant, sich an ihrem 13. Geburtstag umzubringen. Beide machen sich zu allem, was um sie herum passiert, so ihre Gedanken, ohne sich jemals ernsthaft mit jemandem auszutauschen und ziehen lieber philosophische Literatur zu rate. Es braucht erst einen neuen, japanischen Nachbarn, damit die zwei unterschiedlichen und doch so ähnlichen Frauen einander kennen lernen.
Charmant und abgehoben und doch so bodenständig, auf jeden Fall aber philosophisch, beschreibt Muriel Barbery auf 364 Seiten die Welt zweier Frauen im heutigen Frankreich.
Dtv Premium, Muriel Barbery: Die Eleganz des Igels, 14,90 Euro

Im Durcheinanderland der Liebe

Ulik ist ein Inuk. Bis er als Botschafter für seinen Inuit-Stamm nach Paris gereist ist, hat er nach den Traditionen seiner Vorfahren in einer Welt gelebt, die er verstanden hat. In Paris ist er das erste Mal in seinem Leben alleine in einem Zimmer. Dass dieses Zimmer in einem feinen Hotel liegt, hilft ihm nicht. Er ist einsam und stellt schnell fest, dass in einer großen Stadt viele Menschen einsam sind. Er lernt, dass es dafür viele Gründe gibt, und noch viel mehr Gründe, warum man es nicht ändern kann. Vielleicht versteht er sogar, warum Beziehungen in der Welt der Großstädter scheitern.
Auf 255 Seiten gelingt Francois Lelord, dem Autor von „Hectors Reisen“, ein feinfühliger Roman über die vielen Seiten der Selbstverwirklichung, über Bindungsangst und die Wahlmöglichkeiten in unserer Gesellschaft. Durch die Augen eines Außenseiters betrachtet er die Entwicklung unserer Gesellschaft und lässt den Leser nachdenken.
Piper, Francois Lelord: Im Durcheinanderland der Liebe, 16,90 Euro

Der Krieg der Goblins

Goblins sind Trottel. Jig ist ein Goblin und er ist der Held der Goblins-Reihe von Jim C. Hines. Wo andere Autoren Goblins als Randfiguren, Kanonenfutter oder unterwürfige Diener des Bösen auftauchen lassen, rückt Hines sie auf 413 Seiten in den Mittelpunkt des Geschehens. So auch im Krieg der Goblins. Jig Drachentöter ist kein Held, und er will es auch gar nicht sein. Trotzdem kommt er zwischen die Fronten des Krieges zwischen Menschen und Monstern. Nachdem er sich aus der Gefangenschaft der Menschen befreit hat, beschließt er, sich Bilas Monsterarmee anzuschließen. Ausgerüstet mit einer zerbrochenen Brille und einer Feuerspinne und zusammen mit zwei weiteren Goblins, die oft eher nervig als nützlich sind, bricht Jig auf. In inneren Dialogen mit seinem Gott Tymalous Herbststern, der auch schon bessere Zeiten gesehen hat und sein Dasein als Sandechse fristen muss, hadert er mit seinem Schicksal. In seiner Mischung aus Fantasy und gewollt komischer Fantasypersiflage schafft es Hines, seine Leserschaft für den armen Jig einzunehmen und kurzweilig zu unterhalten. Â
Lübbe, Jim C. Hines: Der Krieg der Goblins, 13 Euro

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