Hatte die bsz-Redaktion einen kritischen Beitrag zum Klimawandel leisten und auf tropisches Wetter in der Weihnachtszeit verweisen wollen? Vielleicht waren die RedakteurInnen auch so überarbeitet, dass sie Herbst und Winter ganz verschwitzt hatten. Oder wurden sie vor lauter Macht und Einfluss wahnsinnig und redeten sich ein, eigenständig den gregorianischen Kalender (der ja zu diesem Zeitpunkt auch immerhin schon 425 Jahre auf dem Buckel hatte) durch den „neuen bsz-Kalender“ ersetzen zu können? Der Wahrheitsgehalt der einzelnen Vermutungen ist historisch kaum zu prüfen, der Hauptgrund für die sommerliche Schlagzeile im nassen Winter war jedoch ein anderer: Die „Mensaparty“ stand bevor und als „Top Act“ des Abends sollte die hessische Band „Juli“ für gute Stimmung sorgen.

Vier Tage später spielten dann Juli und vier weitere Bands vor einer überschaubaren Menschenmenge. Trotz großer Namen war die Mensaparty nicht der gewünschte Erfolg geworden, den sich der AStA als Veranstalter versprochen hatte. Schon im Vorfeld zeichnete sich ab, dass die angepeilten Kartenverkäufe niemals erreicht würden. In letzter Verzweiflung veröffentlichte man noch den angesprochenen „Es ist Juli“-Aufmacher und eine doppelseitige Werbung für die Mensaparty in der letzten bsz-Ausgabe vor der Veranstaltung. Doch Wirkung zeigte die überdimensionale Werbung nicht, und die Party ging als grotesk inszenierte Geldverbrennung in die Geschichte der Verfassten Studierendenschaft ein. Kurz nach der Party fasste eine Studentin das Geschehen gewitzt zusammen: „Die Mensaparty ist wie Woodstock, bloß andersrum. Man wird noch seinen Enkeln davon erzählen, dass man NICHT da war.“

Die weiteren Folgen: fast eine Viertel Million Euro Verlust, Rücktritt des AStA-Vorsitzenden und ein desaströses Wahlergebnis der zu diesem Zeitpunkt AStA-tragenden Listen bei den Wahlen zum Studierendenparlament im Januar diesen Jahres. Ob die Beteiligten daraus irgendwas gelernt haben? Na ja, immerhin sollte nun klar sein, dass der Juli keinesfalls in den Dezember fällt. Auch nicht an der Ruhr-Universität. Nun sind wir aber ziemlich sicher, dass wirklich Juli ist. Und die Juli-Gage müssen auch nicht die Studierenden zahlen. Mit sieben Monaten Verspätung wird die Titelschlagzeile der bsz vom 4. Dezember 2007 also endlich wahr: Es ist Juli!
jk

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