Niedersachsen ist das Land der neuen Ideen und Brandenburg der neuen Möglichkeiten (oder umgekehrt). Und überhaupt jedes Bundesland, das total hip und trendy ist, hat mindestens ein albernes Motto.

So ganz neu ist die Idee eines Mottos für unser Land ja nicht. „Wir in NRW“ heißt es seit den 80er Jahren. Erfunden vom Sozialdemokraten Bodo Hombach war es aber für die amtierende Landesregierung mit der NRW-SPD verbunden, wusste doch nach 20 Jahren auch wirklich niemand mehr, ob „Wir in NRW“ nun Motto der Staatspartei SPD oder gar ganz Nordrhein-Westfalens war.

Ein neues Motto musste her, dachte sich die schwarz-gelbe NRW-Landesregierung und schrieb einen Wettbewerb aus, um uns ein neues Motto überzustülpen. Neun Millionen Euro stellte sie dafür zur Verfügung, und nun steht auch der Gewinner fest: Die Agentur „Scholz&Friends Profile“. Mit ihrem Slogan: „WE LOVE THE NEW – leading region in europe – North Rhine-Westphalia” konnte die Agentur eine Jury aus Regierungsvertretern und Fachleuten überzeugen. Und da deutsch immer noch die meist verstandene Sprache in dieser neuen Leitregion ist, gibt’s kostenlos noch ne deutsche Übersetzung dazu: „Wir lieben das Neue!“

Da kann man nur sagen: Danke, liebe Scholz&Freunde. Danke, liebe Landesregierung. Ich sehe es schon vor mir: Nordrhein-Westfalinnen und Nordrhein-Westfalen stehen Hand in Hand am Vater Rhein, singen das Nordrhein-Westfalen-Lied und lieben ihr Land. Endlich mal was Positives in Zeiten, in denen man die alten Traditionen wie Nokia und Kohle zu Grabe tragen muss. Erinnert sich eigentlich noch wer an „Ruhr hoch N“? Richtig, dass ist das total trendige Motto des Ruhrgebiets, welches der Initiativkreis Ruhrgebiet vor nicht einmal einem halben Jahr aus der Taufe hob. Bereits vergessen, hat aber auch nur knapp eine Million Euro gekostet. Insofern kann man hoffen, dass wir in NRW auch „we love the new“ bald wieder vergessen haben werden.

Ich weiß nicht, was die Jury geritten hat, diesen Slogan zu wählen, aber eine Beschäftigung mit NRW war es wohl nicht. WestfälInnen lieben das Neue ganz explizit nicht, und zwar aus Prinzip. Die westfälische Sturheit ist doch geradezu sprichwörtlich. Ob den RheinländerInnen das Neue eher am Herzen liegt, ist zumindest durch Brauchtum einheitlich nicht belegt. Jedoch könnte das köl‘sche Sprichwort „et kütt wie et kütt“ den Verdacht nahelegen, dass es ihnen schlicht egal ist. Bleibt also die Frage: Was machen wir nun mit dem Motto? Die Antwort gibt uns ein Sachsen-Anhalter: „Ich steh trotzdem erst um 10 Uhr auf.“

rvs

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