„Maus“ ist ein Comic, dem durch einfachste Mittel die Darstellung eines furchtbaren Verbrechens gelingt.

Art Spiegelman, der 1948 in Stockholm geboren wurde, erkannte schon, als er in den 60er Jahren seine Karriere begann, die Möglichkeit, den Comic als politisches Sprachrohr zu nutzen. Nach zahlreichen Werken, wie zum Beispiel „Prisoner from the Hell Planet“ in welchem er 1971 den Selbstmord seiner Mutter verarbeitete, gab er von 1980 bis 1991 mit seiner Frau Françoise Mouly in New York das Magazin „Raw“ heraus, welches es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Comiczeichnung nicht auf einen Stil einzuengen und vor allem jungen Künstlern eine Plattform für ihre Werke zu geben.
In „Maus – Mein Vater kotzt Geschichte aus“, der 1989 erschien, erzählt Spiegelman die Geschichte seines Vaters, der als polnischer Jude die Schrecken des Holocaust am eigenen Leib erfahren musste, aber auch von sich selbst und wie es ist, ein Kind von Eltern zu sein, denen das Leben übel mitgespielt hat.
Bestimmte Eigenschaften des Vaters, wie zwanghafte Sparsamkeit und ein gespaltenes Verhältnis und Misstrauen gegenüber anderen Menschen, macht deutlich, dass dies vielmehr die Geschichte einer Persönlichkeit ist, die durch schmerzlichen Erfahrungen zur Veränderung gezwungen wurde. Wladek Spiegelman steht hier für viele, die den Holocaust zwar überlebten, aber nie mehr in der Gegenwart leben konnten, weil sie die Vergangenheit nicht los lies.
„Eine minderwertige Rasse“
Mit der Darstellung der Juden als Mäuse und der Nazis als Katzen, und weiterer Charakterisierungen dieser Art, reagiert Spiegelman auf die Tiermetaphorik des Nationalsozialismus und stellt das Zitat Adolf Hitlers „Es ist ja wohl nur recht und billig, die Welt von einer minderwertigen Rasse zu befreien, die sich wie Ungeziefer vermehrt.“ daher ganz bewusst der Geschichte voran. Die Zeichnungen, die im Stil eines Underground- Comics gehalten sind, werden auf das Wichtigste begrenzt. Dadurch, dass hier ganz auf Farben verzichtet und durch Schattierungen, sowie härtere und weichere Konturen die Stimmung verdeutlicht wird, schafft es Spiegelman die Schatten der Zeit, wie sie sich für die Betroffenen darstellten, zu transportieren und für den Leser begreiflich zu machen
1992 wurde „Maus 1“ mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet und schaffte es so, den Status eines ernst zu nehmenden literarischen Werkes zu erlangen.
Bücherverbrennung in Polen
Gerade Ereignisse wie die Verbrennung von Werbeplakaten dieses Buches aufgrund der Verwechslung mit nationalsozialistischem Propagandamaterial oder selbst des Buches in Polen aufgrund der Darstellung der Polen als Schweine, zeigen, wie wichtig es auch heute noch ist, ein so heikles Thema neu an zuschneiden und neue Wege zu finden, es zu vermitteln.
Dieser Comic ist etwas für jeden, der mittlerweile durch Überinformation die Fähigkeit verloren glaubt, der Thematik des Holocaust den nötigen Respekt entgegen zu bringen. Denn er hat es nicht nötig Betroffenheit von seinem Leser zu fordern, weil dieser sie beim Lesen von selbst aufbringt.

jst

„Maus – Mein Vater kotzt Geschichte aus: Die Geschichte eines Überlebenden“ von Art Spiegelman

Rowohlt: rororo Taschenbücher; Originaltitel: „Maus, A Survivor‘s Tale“
Neuauflage 2005, 159 Seiten

ISBN: 978-3-499-22461-4 KNV-Titelnr.: 07861161Â

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