Wissen macht Ah!

 

Und Sprache wohl auch, vorausgesetzt, sie wird beherrscht. Doch etliche Tage, verbracht in öffentlichen Verkehrsmitteln, Konsumtempeln und auch Hörsälen, beweisen stets etwas Anderes.
Es scheint, als würde die Sprache entweder uns beherrschen oder als wären wir ein Volk kleiner aber feiner Sadisten, denen es eine schier unvorstellbare Freude macht, unsere Sprache zu knebeln und zu foltern, bis sie kaum mehr einen Sinn ergibt.
Grammatischer
Missbrauch
Sprache ist Macht, Sprache gibt einem die schärfste Waffe in die Hand, oder wohl besser in den Mund. Stets war es so, dass die sprachlich Gelehrten, die distinguierten, geschulten Rhetoriker, diejenigen waren, die die Geschicke der Menschen lenkten. Die Fähigkeiten rangieren vom Schlicht-zu-sagen-was-man-denkt, Auszudrücken-was-man-will, bis zum teils gewagten Spiel mit den Worten und dem eloquenten verbalen „In-die-Ecke-drängen“.
Im Gegensatz zu anderen Sprachen haben wir lediglich noch vier Fälle und doch scheint es, als würden wir alles daran setzen, noch mehr loszuwerden, abzustreifen, wie unbrauchbare und unliebsame Bürden oder sie schlicht zu vernichten. Weshalb verachten wir den Genitiv so sehr? Weshalb traf diese Verachtung nach dem Ablativ oder dem Lokativ nicht den Dativ? Vielleicht ist es wegen dem Aufwand? Vielleicht auch, weil wegen ihm mehr gedacht werden muss? Weshalb muss eigentlich jemand nach Plus (dahinter, wohinter? Hinter das Gebäude oder das Erfolgsgeheimnis?), sind Kinder (vornehmlich Schantalles) angefangen zu lesen oder sind manche Dinge besser wie andere?
Der Vergleich hinkt
Lebenslänglich – ganz ohne Gnade, das wünschen sich viele empörte Menschen nach einer ungeheuerlichen Straftat. Der Linguist schreit in solchen Momenten auf und fordert die Todesstrafe für all die Sprachschänder. Lebenslänglich – sehr klangvoll – aber seit wann ist eine Strafe länglich oder auch ein Leben? Soll denn für einen verurteilten Mörder eine lebenslange Strafe nicht ausreichend sein? Wird sie durch die Endung ‚lich’ vielleicht länger oder härter? Vielleicht setzt man sich demnächst morgens, nachdem man länglich geschlafen hat, an den breitlichen Tisch und sieht einmal tieflich in seine Kaffeetasse. Wer weiß?
Vermisst – wir
suchen den Sinn!
Ebenso scheint es sich mit der eigentlichen Bedeutung von Wörtern zu verhalten. Wer hat sich in letzter Zeit mal über die unterschiedliche Bedeutung von umsonst und kostenlos oder auch scheinbar und anscheinend Gedanken gemacht?
Umweltbewusstsein ist löblich, Stromsparmaßnahmen tragen dazu bei, aber „Nur die Sonne strahlt umsonst“? Ach, ist das so? Man sollte meinen, die nette Sonne macht das für uns kostenlos. Solch unbeherrschter und unbeschwerter Umgang mit den Worten kann natürlich auch zu recht interessanten, wenn nicht amüsanten Begebenheiten führen. Vor allem, wenn es sich für den Zuhörer nicht wirklich erschließen lässt, ob dem Redner etwaige Unterschiede bekannt sind, oder ob er gezielt das eine oder andere Wort einsetzt. Möchte man die Künste eines „scheinbar tollen Liebhabers“ wirklich weiter hinterfragen?
Der Lebensmüde hinterlässt seine letzte Botschaft, seine Weisheit: „Das Leben macht keinen Sinn!“ Stimmt!
Der Rest ist Schweigen.

amro
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