Bild: Sonne macht glücklich, aber nur unspezifisch: Für die Schmetterlinge im Bauch sind vielmehr wir selbst verantwortlich., Mythos Frühlingsgefühle: Spielen unsere Hormone bei Vogelgezwitscher und Blütenduft tatsächlich verrückt? Foto: mb
Seit einigen Wochen lebt das graue Terrain zwischen den Betonbauten der RUB wieder – Studierende chillen auf den Wiesen und genießen die Sonnenstrahlen. Manche nutzen die Gelegenheit, um mit einem vielsagenden Blick oder schicken Klamotten potenzielle SexualpartnerInnen zu beeindrucken; schließlich sind doch Frühlingsgefühle angesagt. Oder etwa nicht?
 
Der Himmel klart auf, die ersten richtig warmen Sonnenstrahlen liebkosen die Haut, wir schließen die Augen und atmen tief den Blütenduft der frischen grünen Wiese ein (außer uns plagt der Heuschnupfen). Mit dieser Vorstellung verbinden viele auch abenteuerliche Flirts und Schmetterlinge im Bauch. Doch mit dem Frühling hat das nur bedingt etwas zu tun – während das schöne Wetter tatsächlich unsere Grundverfassung beeinflusst, lässt es unser Liebesleben entgegen aller Annahmen kalt.

Bye-bye, Winterdepression!

Die Sonne wirkt sich nicht über ihre Wärme, sondern über die Lichtmenge auf unseren Hormonhaushalt aus. Je länger die Tage werden, desto weniger Melatonin – das so genannte „Schlafhormon“ – produziert unser  Körper. Wir sind munterer, fitter und aktiver.
Zudem erwacht mit der Natur auch unser frohes Gemüt; besonders auffällig ist das bei jenen, die in den düsteren Wintermonaten unter depressiver Verstimmung gelitten haben (siehe :bsz 1021). Der Spiegel des Glückshormons Serotonin steigt wieder an, wir fühlen uns wohler. Zusätzlich schießt das Gehirn etwas Dopamin zur Antriebssteigerung in die Blutbahn, sodass wir vermehrt Tatendrang verspüren.

Allgemeiner Hormonrausch

Sind wir nun agiler, kommen wir selbstverständlich mehr mit anderen in Kontakt. Wir sind offener, gesprächiger und gehen dank der wieder aufgekeimten positiven Gefühle verstärkt auf neue Menschen zu. Das gute Wetter hilft uns dabei ein bisschen, die Subjekte der Begierde zu identifizieren: Bei steigenden Temperaturen fallen die Hüllen, optische Reize werden damit sichtbarer und attraktiver. 
Die Sexualhormone sind jedoch nicht von den Jahreszeiten abhängig. Vielmehr sorgt die generelle Stimmungsaufhellung durch die Lichtmenge und positiv besetzten Reize wie Blumenduft und Vogelzwitschern dafür, dass wir potenziellen PartnerInnen von Grund auf mit mehr Leichtigkeit und besserer Laune begegnen. Der Frühling macht uns also optimistisch – und trägt dadurch manchmal auch tatsächlich dazu bei, dass die eine oder andere Liebelei entsteht.     
 
 
 :Melinda Baranyai

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