Bild: Leben hinter dem Zaun: Das Flüchtlingslager Mae La verspricht nur scheinbar Sicherheit – stattdessen warten Hunger und Schikanen. , Ehemalige RUB-Studentin liefert fotografische Einblicke in den Alltag eines Geflüchtetenlagers Foto: Julia Gorlt

Unsicherheit, Schikanen, Angst vor einer Zurückweisung: In den vergangenen Monaten haben ExpertInnen aus verschiedenen Fachbereichen im Blue Square die prekäre Situation von Geflüchteten in Europa aus verschiedenen Blickwinkeln analysiert. Nach dem Ende ihrer Ringvorlesung zieht nun am 1. März eine Fotoausstellung in die Räume an der Kortumstraße ein, die von einer wenig beachteten humanitären Krise erzählt.

Das Flüchtlingslager Mae La an der Grenze zwischen Thailand und Burma lernte Julia Gorlt im Jahr 2014 kennen, als sie dort im Rahmen eines Projektes der thailändischen Kommission für Menschenrechte ethnologische Feldforschung betrieb. 46.000 Menschen aus verschiedenen ethnischen Gruppen leben hier hinter einem Stacheldrahtzaun auf einer Fläche von der Größe einer Kleinstadt – auch die Infrastruktur im Lager sei mit einer Stadt vergleichbar, schreibt die Fotografin auf der Homepage ihres Projektes: „Hier gehen, prozentual gesehen, mehr Kinder zur Schule als in Burma, es gibt ein kostenloses ‚Krankenhaus‘ und humanitäre Hilfe.“ Doch hinter der friedlichen Fassade hätten sich die Lebensbedingungen der BewohnerInnen des Lagers vor allem seit dem thailändischen Militärputsch vor zwei Jahren drastisch verschlechtert. 

Eingesperrt und fremdbestimmt

So seien die BewohnerInnen nicht mehr in der Lage, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, erklärt Julia Gorlt. Waren sie bisher vor allem auf Höfen oder Fabriken außerhalb des Camps tätig, dürfen sie Mae La inzwischen ohne spezielle Genehmigung kaum noch verlassen. 

Ein Zusammenschluss aus zehn Nichtregierungsorganisationen namens The Border Consortium (TBC) versucht seit Jahren, mithilfe von Lebensmittellieferungen die Not im Lager zu lindern, doch auch diese Lieferungen wurden in jüngster Vergangenheit stark zurückgefahren. Doch nicht nur der Hunger, so Gorlt, wirke sich auf die Psyche der LagerbewohnerInnen aus: „Die Angst ums tägliche Überleben, die Fremdverweigerung eines emanzipierten und selbstbestimmten Lebens, Traumata und Schikane seitens der Camp-Aufsicht“ hätten dazu geführt, dass viele der BewohnerInnen dem Missbrauch von Drogen und Alkohol zum Opfer fielen. Grund genug für die ehemalige RUB-Studentin Gorlt, das Leben im Lager zu dokumentieren: „Den Menschen in Mae La muss eine Stimme gegeben werden, denn sie befinden sich in einer äußerst prekären Lage.“

Das Lager aus der Sicht eines Bewohners

Und damit diese Stimme nicht „von außen“, sondern tatsächlich aus dem Lager selbst kommt, hat Julia Gorlt bei ihrem Fotoprojekt mit dem Lagerbewohner Soungpoe zusammengearbeitet, der als Angehöriger der Volksgruppe der Karen seit zwanzig Jahren in Mae La lebt. Sein Volk stellt die größte ethnische Gruppe in der Lagerstadt dar und steht deshalb auch im Mittelpunkt der 35 Schwarz-Weiß-Fotos, die das alltägliche Leben der BewohnerInnen dokumentieren sollen. Bis zum 28. Mai ist die Ausstellung im Blue Square zu den regulären Öffnungszeiten zu sehen. Der Eintritt ist frei.                                

:Birthe Kolb

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