Bild: Was machen eigentlich…? Bild: Talentscouting RUB

Reihe. Die Scouts der RUB helfen Schüler*innen aus  Nichtakademikerfamilien auf dem Weg ins Studium und Beruf. Nun bauen die Talente selbst am Netzwerk weiter.

Finanzielle Sicherheit, Gesundheit, Unterstützung in der Familie und ein Akademikerumfeld sind Privilegien, über die in der Bundesrepublik nicht jeder verfügt. Chancengleichheit gebe es in Deutschland de facto nicht, so Max Ammareller, ein Scout im Talent Scouting-Programm des Ministeriums für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes NRW. Sorgen, Unsicherheiten und Ängste können den Lebensweg behindern. Dort greift das Talent Scouting, das begabte und engagierte Schüler*innen begleitet. Seit 2017 finden von den Talenten organisierte  „TalentNetzwerkTreffen“ statt, die ein Umfeld gegenseitiger Unterstützung ausbauen, wie Ammareller es ausdrückt: „Ich habe das Gefühl, wir schreiben hier gerade Bildungsgeschichte“.

Yazgı Yilmaz (21) studiert in Bochum Anglistik und Geschichte auf Lehramt, engagiert sich ab diesem Semester als RUB Guide und hat die „TalentNetzwerkTreffen“ mitgegründet, damit die Talente nach der Schule, im Studium, aber auch auf einem Weg in eine Ausbildung oder den Beruf, den Austausch nicht verlieren. Gerade plant sie große Teile einer anstehenden Bildungsfahrt nach Berlin. Ab der Oberstufe wurde sie selbst von Coach Max Ammareller aus dem Scouting Team der RUB unterstützt. „Wer Solidarität und Hilfe erfährt, gibt diese auch zurück“, sagt Ammareller: Yazgı Yilmaz ist ein Beispiel für das, was er meint, wenn er von Selbstwirksamkeit und einer Empowerment-Dynamik unter jungen Leuten spricht.
„Die Scouts können eine andere Sichtweise als Lehrer einnehmen. Es findet keine Bewertung durch Noten statt, sondern es geht um die Person selbst“, sagt Yazgı. Mit ihrem Scout hat sie in regelmäßigen Sitzungen bis zum Abitur über individuelle Stärken, Fördermöglichkeiten und Zukunftsperspektiven gesprochen. Noten könnten stark demotivieren, „Träume und Ziele wegschlagen“; das Talent Scouting ist ergebnisoffen und legt Wert darauf, dass persönliche und berufliche Werdegänge nicht gradlinig verlaufen müssten. Zum Beispiel Schüler*innen aus Nichtakademiker- oder Zuwandererfamilien mögen sich in der Bildungswelt fremd fühlen. Das Ziel des Scouting ist, das zu durchbrechen und Jugendlichen eine selbstbestimmte Lebensplanung zu ermöglichen. Bis dato wurden etwa 17 000 Talente landesweit von Scouts unterstützt. Im Jahr 2011 startete Talentscout Suat Yilmaz an der Westfälischen Hochschule, heute sind 70 Scouts an 17 verschiedenen Fachhochschulen und Universitäten angesiedelt und suchen Talente in Berufskolleges, Gesamtschulen und Gymnasien NRWs.

Die Zusammenarbeit mit den RUB Guides und das  „TalenteNetzwerkTreffen“ trägt das Scouting weiter an die Uni; mit Semesterstarttreffen, Exkursionen und Stammtischen. „Wir sind ein offenes und willkommen heißendes Netzwerk“, sagt Ammareller, so könnten sich auch Studierende einbringen, die kein Teil des Scoutings sind. Es ginge um Kontakte und ein gegenseitiges Profitieren. Vorerst wird das Scouting nur bis 2020 finanziert. Ammareller ist aber in Hinblick auf eine Verstetigung zuversichtlich. Unter dem Titel „Next Generation Talents“ luden die Talente und Scouts der RUB und Hochschule Bochum am 27. Juni in die Rotunde ein, redeten etwa mit Oberbürgermeister Thomas Eiskirch und Rektor Axel Schölmerich über Erfahrungen und Zukunftsvisionen. „Man hat berührend gesehen und gespürt, dass einige Menschen aufgrund ihrer Herkunft und Lage in unserer Gesellschaft nicht die gleichen Chancen haben,“ sagt Yazgı „Ich hoffe, dass weitere Schüler*innen Perspektiven erfahren und jemanden bei sich haben, der sie unterstützt“.                              

:Marlen Farina

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