Während alle über „Es“ reden und sich Horrorclown Pennywise durch Derry schleicht, ist vielleicht untergegangen, dass eine weitere Stephen-King-Verfilmung den Weg nach Deutschland gefunden hat. Die Rede ist von Das Spiel, im Original „Gerald’s Game“. Netflix hat es sich zur Aufgabe gemacht, den 1992 erschienenen Roman auf die Heimkino-Leinwand zu bringen. 

Der Plot zusammengefasst: Jessie (Carla Gugino) und ihr Mann Gerald (Bruce Greenwood) wollen ihrer Ehe wieder zu neuem Feuer verhelfen und ziehen sich für ein Wochenende in ihr abgelegenes Ferienhaus zurück. Der Sex mit Handschellen endet abrupt, als Gerald an einem Herzinfarkt stirbt und seine Frau ans Bett gefesselt zurückbleibt. 

Wer hier an eine klassische Survival-Geschichte denkt, ist aber entweder naiv oder hat in seinem Leben zu wenig Zeit mit Stephen King verbracht. Denn es werden Abgründe offenbar, es wird mit Urinstinkten gespielt, Charaktere an ihre Grenzen getrieben. Wer King erwartet, bekommt King und kann sich mit diesem feinen Film die Zeit versüßen, bis die Kinosäle für „Es“ wieder begehbar sind. 

:tom

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Wer heutzutage Wrestling schaut, bekommt nicht nur den Sport geboten, sondern auch ein riesiges Drumherum, das schon wie eine Soap anmutet, inklusive Machtspiel und Intrigen. GLOW, eine seit dem 23. Juni auf Netflix verfügbare und vom Streaminganbieter produzierte Serie, macht es noch etwas soapiger und porträtiert die weibliche Wrestlingszene in den 80er Jahren anhand eines einzigen Projektes. Die „Glorious Ladies of Wrestling“ üben Titgrabs und Clitpunches, um in der von Männern regierten Domäne zu überzeugen, für weibliche Zuschauerinnen feministisch und für männliche Zuschauer scharf zu sein, wie es der Wrestling-Regisseur Sam Sylvia (gespielt von Marc Maron) ausdrückt. „Das ist wie ein Porno, den man zusammen mit den Kindern schauen kann!“

Alles in allem ist die Serie von den Macherinnen von „Orange is the New Black“ zwar unterhaltsam, baut aber zwischenzeitlich stark ab und zieht ihren Humor größtenteils aus überspitzten Stereotypen. Die Neon-Optik der Serie sowie das Feeling, das den 80ern inhärent gewesen sein muss, werden allerdings hervorragend transportiert.

:tom

Schonmal drüber nachgedacht, wie es sein würde, wenn eine Psychotherapeutin den/die PatientIn dazu nutzt, intime Verhältnisse zwischen ihr und den Angehörigen ihrer PatientInnen aufzubauen? Klingt surreal, aber Netflix hat sich daran gewagt, ebendieses Thema in der Serie Gypsy zu verwirklichen, mit der zweifach Oscar-nominierten Naomi Watts in der Hauptrolle. Vorneweg: Schauspielerisch ist das Ganze überzeugend. Sowohl Watts als auch ihr Serien-Ehemann Billy Crudup porträtieren gekonnt Probleme, die sich nach langem Zusammenleben ergeben können.

Die Krux liegt allerdings im Narrativen. Man hangelt sich von Folge zu Folge und geht vom Schlimmsten aus, weil die Handlung mehr als ausreichend Zündstoff bietet. Der große Knall bleibt aber aus, die Handlung beschränkt sich auf die Entwicklung der Charakter-Beziehungen, während das Erzähltempo wohlwollend als langsam bezeichnet werden kann. Aber: Die Serie hebt sich damit von der restlichen Landschaft ab und mag diejenigen unterhalten, die sich bei visueller Unterhaltung nicht nur Gewalt, Sex und Plottwists wünschen. 

:tom

Bild: Abklatsch im asiatischen Gewand? Die Serie "Marco Polo". , Marco Polo am Hof des Kublai Khan Collage Netflix, ck

Die neue Netflix-Serie „Marco Polo“ begibt sich auf die Spuren des gleichnamigen venezianischen Händlersohnes, der im 13. Jahrhundert Asien und insbesondere die Mongolei bereiste. Einen Großteil seiner Zeit soll der ambitionierte Entdecker am Hofe des Mongolenherrschers Kublai Khan verbracht haben. Ob dies stimmt, darüber streiten sich HistorikerInnen noch immer. Egal, denn bei Netflix will man schließlich keine schnöden Dokumentationen drehen, sondern die ZuschauerInnen nun auch mit einer gehörigen Portion Sex, Gewalt und Intrigen unterhalten – ganz so, wie es „Game of Thrones“ (HBO) und „Vikings“ (History-Channel) bereits seit Jahren tun.

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Bild: Die Flimmerkiste heute, Meinung: US-Streaming-Dienst Netflix startet in Deutschland Logo: Netflix ; Illustration: ck

Als bekennender Serien-Konsument müsste ich eigentlich auf dem Sofa tanzen. Netflix gibt es seit diesem Monat nun auch in Deutschland. Doch meine Freude hält sich in Grenzen. Warum eigentlich?

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