Film & Fernsehen. Noch ist Netflix Standard. Das merkt man anhand von User*innenzahlen, Netflixtasten auf Fernbedienungen und der fast alltäglichen Selbstverständlichkeit des Streamingdienstes. Doch Disney will jetzt mitmischen.

Wenn man heutzutage in einen Raum voller Menschen fragt, guckt ihr noch Fernsehen, ist die gängige Antwort fast schon immer ein gelangweiltes „Nee, Netflix“. In Deutschland ist der Streamingdienst, der vor 22 Jahren, also 1997, in Kalifornien gegründet wurde, mittlerweile teil des Alltags in vielen Wohnzimmern, Schlafzimmern und auf Mobilgeräten geworden. Deutschland streamt sein Entertainmentprogramm am liebsten über Netflix. Zumindest auf legalem Wege. Natürlich gibt es auch andere Anbieter wie Prime Video von Amazon oder SkyGo, das es ergänzend zu den Sky-Paketen gibt. Doch durch Serien, in Eigenproduktionen wie „Narcos“, „Better Call Saul“, „Fargo“, „Haus des Geldes“ oder „Stranger Things“, sogenannte „Netflix Originals“ konnte sich der Streaminganbieter Netflix das größte Publikum erschließen. Dazu zählen auch viele mit großen Preisen überhäufte Dokumentationen, wie der Oscarprämierte Dokumentarfilm „Icarus“ der sich mit Doping im Leistungssport ausseinander setzt, sowie der Spielfim „Roma“, einer der letztjährigen großen Abräumer bei den Oscars, unter anderem für den besten Film des Jahres 2019. Alles lief gut für Netflix. Und dann: Disney+.

Und es könnte kaum zu einem ungünstigeren Zeitpunkt kommen, denn Netflix verbucht das erste Mal, seitdem der Company-Boom so richtig losging, nicht die erhofften Neukund*innenenzahlen. Dann kommt Disney daher, sagt, sie wollen ihren eigenen Streamingdienst anbieten, nehmen erstmal einen großen Teil des Disney Filmkatalogs (zudem bekannterweise auch Star Wars und Marvel Content gehört) aus dem Netflixprogramm und stanzen kurzerhand noch die Netflix Originals „Luke Cage“, „Daredevil“, „Iron Fist“ und, zumindest nach erscheinen der dritten Staffel, auch „Jessica Jones“ ein. Darüber wird man sich im Hause Netflix ganz bestimmt nicht freuen, aber es wird nur der kleine Anfang des Stimmungsdämpfers sein. Denn was Disney in seinem Streamingservice Disney+ alles im Angebot hat, sieht sehr vielversprechend aus, was spätestens mit dem Trailer der Star Wars Liveaction Serie „The Mandalorian“ bewiesen wirkt. Zehn Folgen von Regisseur*innen wie Jon Favreau, Taika Watiti oder Bryce Dallas Howard versprechen viel, für die bislang eher enttäuschten Fanherzen, denn die Serie wirkt in ihren ersten Bildern düster, erwachsen und vorallem gut in das Star Wars Universum passend. Doch was der Streamingservice an Marvel-Serien, Specials und Filmen darüber hinaus alles verspricht, sprengt jeden Rahmen. Da werden vermutlich die wenigsten Marvelfans Jessica Jones und den anderen „Defenders“ nachweinen. Superheld*innen funktionieren nun mal zur Zeit am besten und Disney hat fast alle großen Publikumslieblinge im Angebot. Doch Netflix, in dem Versuch Disney einen Teil seines Superheld*innen Monopols abzukämpfen, hat beispielsweise das Comicuniversum Millarworld erworben, zudem beispielsweise „Kick-Ass“ und „Kingsman“ sowie weitere eher düstere, groteske Comics gehören. Genauso erfreut sich die Serie „The Umbrella Academy“ derzeit großer Beliebtheit. Auch Amazon traut sich an immer mehr Comicverfilmungen heran, wie beispielsweise The Boys (:bsz 1221), das ebenfalls reifere Töne anschlägt. Apple auf der anderen Seite tanzt mal wieder in ganz eigenen Sphären. Der angebissene Apfel plant ebenfalls einen eigenen Streamingservice mit Programm, das eher seriös wirken will. Viel ist allerdings noch nicht über den Streamingdienst ***Apple TV+*** bekannt, doch zu ersten angekündigten Produktionen zählt unter anderem eine Dokuserie in Co-Produktion von Prince Harry und Oprah Winfrey zum Thema „Geistige (Un)Gesundheit“. Wann der Service genau an den Start geht ist ungewiss aber es soll wohl ziemlich zeitgleich zum Start mit Disney+ passieren, also schon im November diesen Jahres. Zumindest in Amerika. In Europa macht die Niederlande den Anfang mit Disney+ und das sogar fast zeitgleich mit den Vereingten Staaten. Dies lässt sich durch die Tatsache begründen, dass Serien und Filme für das niederländische Publikum nicht zwingend synchronisiert werden müssen. Disney+ soll in den Vereinigten Staaten sowie der Niederlande zunächst 6,95 € kosten.

Doch super ist nicht alles. Wer früher verschiedene Programmpunkte von verschiedenen Anbietern sehen wollte, der konnte einfach durch die Programme zappen. Heute muss man erstmal dafür ein Abo mit ihnen abschließen. Gut, Schnuppermonate gibt es auch, aber wer viel gucken möchte, der*die muss natürlich auch vieles abonnieren, zumindest bis sich die konkurrierden Anbieter gegenseitig ausstechen. Bis dahin habt ihr erstmal die Wahl zwischen: Netflix, Prime Video, Disney+, Apple TV, SkyGo, Youtube RED und allen honourable mentions, die im Eifer des Gefechts übersehen werden. Bis sie in Kombipaketen angeboten werden, oder einander aufkaufen.

:Christian Feras Kaddoura