Wer eine oder mehrere gute Projektideen, aber keine Ahnung von deren Umsetzung hat, muss die Geistesblitze nicht gleich in den zerebralen Papierkorb entsorgen. Programme für junge Engagierte helfen, das eigene Projekt auf sichere Füße zu stellen – und dann im Idealfall auch laufen zu lassen. Die „Civil Academy“(CA) ist eines dieser Programme.

Es gibt Menschen, über deren Kopf ständig eine Glühbirne leuchtet. Anderen schwillt die soziale Ader, wenn sie Ungleichheit sehen. Wieder andere möchten ihr Hobby auf eine neue Stufe bringen oder einfach etwas Gutes tun. Alle haben aber eines gemeinsam: Sie tragen den Keim für ein Projekt in sich. Dieses zarte Pflänzchen beim Wachsen zu unterstützen, ist das Ziel des Gemeinschaftsprojektes des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement (BBE) und BP Europa. Getreu dem Motto „Wer Gutes tut, soll die Chance bekommen, es auch gut zu tun“, kooperieren die Engagierten und der Ölmulti seit 2005 in bisher 16 Runden. In jeder dieser halbjährlich startenden Runden wurden und werden 24 junge, engagierte Menschen von qualifizierten TrainerInnen ausgebildet. Über drei Wochenenden lernen die VisionärInnen nicht alles, aber viel über Team- und Projektmanagement sowie Fundraising. Danach werden die frischgebackenen, tatendurstigen ProjektleiterInnen natürlich nicht einfach ohne Unterstützung in die raue Welt der Körperschaften und Förderungsanträge entlassen.

Nutzenswertes Netzwerk

„An den drei Wochenenden lernen die Engagierten sehr viele Gleichgesinnte kennen und können sich gut austauschen. Auf unseren jährlichen Vernetzungstreffen sieht man sich wieder und kann sich auch für den aktuellen Stand seines Projekts neue Ideen holen“, betont Jana Kellermann. Die Politologin und Germanistin leitet die CA seit 2012.
Dass mit BP ein Unternehmen aus der Wirtschaft mit im Boot ist, sorgt auch bei den TeilnehmerInnen der CA oft für Stirnrunzeln. Die CA-Verantwortliche auf Seiten des Partners BP, Brigitta Wortmann, erklärt die Liaison: „Wir haben die Civil Academy 2005 angestoßen mit der Motivation, die Vorteile beider Seiten zu kombinieren.“ So solle die Verbindung aus Kompetenzen von Unternehmen und der Zivilgesellschaft für die Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements sorgen. Das Konzept sieht eine gleichberechtigte Partnerschaft auf Augenhöhe vor. Am Ende sollen aber nicht die Partner, sondern die Projekte der TeilnehmerInnen im Vordergrund stehen.

Erfolgreich dank Erfahrung

Projekte wie das von Sabrina Locuratolo. Über einen E-Mailverteiler erfuhr die damals 21-jährige vor zwei Jahren von der Civil Academy, bewarb sich und wurde genommen. „Ich wollte ein Sport-Projekt für verhaltensauffällige Kinder und Kinder, die aus finanzschwachen Familien stammen, schaffen“, erzählt die Bochumerin. Das zu dieser Zeit von der Bundesregierung geschnürte Bildungspaket empfand sie als diskriminierend. „Ich wollte eine Möglichkeit zur Partizipation anbieten, die qualifiziert und nicht stigmatisiert“, so die EFH-Studentin. Ihr Buddy-Projekt „SpuB (Sport und Bildung)“ führte sie mit Erfolg an einer Realschule in Witten durch – auch dank der in der CA erlernten Fähigkeiten. „Ich hätte das niemals ohne die Civil Academy gemacht. Ich hätte gar kein Selbstvertrauen gehabt, so ein Projekt zu realisieren“, sagt Sabrina heute. Auch über die verschiedenen Bereiche der Projektarbeit konnte sie noch eine Menge lernen. „Öffentlichkeitsarbeit, Fundraising – da weiß man ja vorher nicht, wie das geht“, meint sie.  Während der drei Wochenenden schraubte und bastelte sie mit Hilfe der anderen TeilnehmerInnen an ihrem Projekt – für die Studentin eine „super motivierende Angelegenheit“. Neue Techniken und Ideen wurden eingebaut und veränderten die Grundidee hin zum schließlich durchgeführten Projekt. 18 Freiwillige wurden zu Freizeit-Kumpeln für die gleiche Anzahl an SchülerInnen. „Das lief richtig gut“, freut sich Sabrina auch jetzt noch. „Die Kinder wollten sich noch mit den Buddies treffen, als das Projekt schon vorbei war.“

Für alle, die sich mit ihrem Projekt nun auch bewerben wollen, gibt es eine gute Nachricht: Die Anmeldung für die Frühjahrsrunde der CA steht in den Startlöchern. Originalität, Glaubwürdigkeit und eine hohe Identifikation mit dem eigenen Projekt helfen, die Jury zu überzeugen. Oder befolgt den Rat von Absolventin Sabrina: „Egal wie absurd oder klein die Idee: Habt keine Angst, dass Euer Projekt nicht gut genug ist. Bewerbt Euch einfach!“

Alle Infos gibt es auch online:
www.civil-academy.de

Anmerkung der Redaktion: Der Autor des Textes ist selbst Absolvent der Civil Academy.