«Je suis d’accord», flüstert der Finanzminister in die Mikros der Journaille. Zwei Jahre Gnadenfrist für Griechenland – Applaus, Applaus, Applaus! 25,4 Prozent der joblosen erwerbsfähigen Bevölkerung dürfen solange weiter am Hungertuch nagen, um zumindest die – immerhin geringfügig gesenkten – griechischen Schuldzinsen zu tilgen. Bei Menschen unter 25 sind es sogar 58 Prozent Erwerbslose, die durch zwangsweisen Verzicht auf soziale Sicherheit und Perspektive ihren Beitrag leisten – Tendenz steigend. Fast alle machen mit beim Gürtel-enger-Schnallen, selbst die Ärmsten der Armen; da könnte mensch sich hierzulande ‘ne Scheibe von abschneiden… Aber nein – im Land der Rüstungsausfuhr-EU-MeisterInnen mit Exporten von Militärgütern im Gesamtwert von 5,4 Milliarden Euro (2011) herrscht immer noch der Irrglaube, aus dem Vollen schöpfen zu können: Da wird nicht etwa ein Posten wie der 2011 auf 31,68 Milliarden Euro bezifferte Wehretat grundlegend infrage gestellt, der im vergangenen Jahr trotz Abschaffung der Wehrpflicht und entsprechend gesunkener Personalausgaben um 133 Millionen Euro gestiegen ist. Nein, ‚wir‘ haben laut aktuellem Jahresbericht des Bundesrechnungshofs andere Sorgen – ein „Verzicht auf unsinnige Projekte“ würde schon vollkommen ausreichen. Medial wird ‚uns‘ ein schlechtes Gewissen als unsanftes Unruhekissen eingeredet, indem der Rechnungshof die langjährigen Bemühungen der Bundeswehr als ‚gescheitert‘ herausstellt, 65 „amphibische Luftkissenfahrzeuge“ zu erwerben. Immerhin zu zwei untauglichen Prototypen – Kostenpunkt 1,1 Millionen Euro – habe es die Truppe gebracht, bevor bei einem Gebrauchtwagenhändler ein ebenfalls funktionsunfähiger dritter Prototyp erworben worden sei. Die Frage, wofür die Bundeswehr eigentlich Luftkissenboote bräuchte, bleibt hierbei selbstverständlich ausgeblendet. Vielleicht ja zur Abwehr von Flüchtlingsbooten vor den griechischen Küsten?!

Auch macht sich der Bundesrechnungshof lieber erbsenzählerische Gedanken über mutmaßlich gigantische Einsparpotentiale bei der bundeswehreigenen Medikamenten- und Kosmetika-Produktion und fordert somit die sofortige Einstellung der Herstellung von Tarn-Labellos in Eigenregie, statt die Pandora-Büchse mit all ihrem Vernichtungspotenzial zwischen Boden-Boden-, Luft-Boden-, Boden-Luft-, Luft-See-, See-Luft- und Luft-Luft-Raketen mit Sichtbeton zu verfüllen und für immer zu versiegeln. Wenn Union und FDP die Reißleine zögen und die Bundeswehr komplett abschaffen würden, bräuchte sich die Regierung jedenfalls keine Gedanken mehr darüber zu machen, wie die „Vorgaben der Schuldenbremse“ bis 2014 eingehalten werden könnten. Ein solcher Schritt wäre effektiver als jeder Euro-Rettungsschirm und würde weitere schulmeisternde Spardebatten im Keim ersticken. Denn nach dem Etat für Soziales und dem Bildungsbudget rangiert der Wehretat an dritter Stelle im Bundeshaushalt und wäre als einziger Posten in vollem Umfang verzichtbar. Dazu jedoch müsste Bundesadlerdeutschland, das im Jahr 2010 ausgerechnet an das sparzwanggeknechtete Griechenland Rüstungsgüter für über 403 Millionen Euro ausführte, endlich einsehen, dass jene griechischen Zwangskredite, die das Deutsche Reich im Zweiten Weltkrieg vom besetzten Hellas ‚geliehen‘ hatte, heute mit Zins und Zinseszins fast das komplette ‚Hilfspaket‘ abdecken würden. «Nous sommes d’accord» und haben fertig.

Diese Kolumne stimmt nicht mit der Meinung der Bundeswehr in ihrer Gesamtheit überein