„Fruchtig oder klassisch?“ Hä? Ich kann nicht folgen! „Fruchtig oder klassisch?“ Es ist neun Uhr morgens, bis drei Uhr nachts habe ich gelernt, mein Frühstück bestand bisher aus zwei Tassen Kaffee. „Fruchtig oder klassisch?“ werde ich immer wieder von dem jungen Mann gefragt, kurz nachdem ich aus der U35 gestiegen bin und mir am Ende der Rolltreppe von einer Frau ein Beutel Himbeer-Tee in die Hand gedrückt wurde. Keine Ahnung, was er von mir will, aber ich wähle fruchtig. Etwas Gesundes am Morgen kann nicht schaden. Ich erhalte ein Getränk im Pappbecher, auf dem „Rock-Star“ steht. Was auch immer ich da trinke, es ist nicht fruchtig – aber egal. Mit diesem grandiosen Gefäß bin ich eh viel zu cool für jedes Getränk. Ich laufe an Plakaten vorbei, die mich auf die hippsten Partys der nächsten Woche aufmerksam machen. Als angehender Rock-Star muss ich da hin. Mein Weg führt weiter vorbei am Campus-Center – ich erblicke wie jeden Morgen das riesige magentafarbene Plakat und stelle erschrocken fest: „Mist, ich muss meinen Telefonvertrag endlich kündigen!“ Auf dem Weg zu meiner Vorlesung verliere ich den Gedanken wieder, denn am Aufzug erblicke ich Plakate, die mir raten einen Sprachkurs zu machen – ach ja, was ich nicht alles machen sollte. Nach dem Besuch meiner Vorlesung prüfe ich meine RUB-E-Mails und werde gebeten, an einer Umfrage teilzunehmen. Ja, warum eigentlich nicht, ich habe noch ein bisschen Zeit bis zur Mittagspause.
Der Henkelmann in der Caféte ist ausverkauft, dafür gibt es Pizza einer bekannten Tiefkühlmarke, zusammen mit einem noch bekannteren Soft-Getränk. Prima Idee, aber vielleicht eher für heute Abend. Und den Muffin mit Lektüre nehme ich eventuell für den Nachtisch, aber jetzt gehe ich mit einem Kommilitonen in die Mensa. Auf dem Weg dorthin erblicken wir eine Meschentraube, die kaum zu halten ist. Neugierig nähern wir uns dem Stand, hinter dem hektisch Menschen „Frauen hier, Männer da!“ schreien und erhalten gefüllte Papptüten, mit Flyern, Chips und Energiegebern. Ich erblicke eine Hautcreme, mein männlicher Begleiter findet in seiner Tüte stattdessen ein Kondom, – die Frau macht sich schön, der Mann kümmert sich um die Verhütung. Ich bin immer wieder überrascht, wie fortschrittlich die Uni ist und wie wenig sie überholte Stereotype bedient! 
An der Mensa-Tür sehe ich ein Schild: „Werbeverbot“. Ui, ich kann mich hier ja ganz auf mein Essen konzentrieren – wie aufregend. Doch kaum stehen die beladenen Tabletts auf dem Tisch finde ich Hinweise dazu, wo ich mich am besten versichern lassen kann. Darüber muss ich nachdenken. Wir verlassen das Gebäude und ich erblicke einen Stand mit Broschüren. „Wollt Ihr Infomaterial mitnehmen?“ Ja, klar, passt noch in die Papptüte. Aha, wer zahlt, darf auch in der Mensa werben, das Kleingedruckte hatte ich übersehen. 
Zurück zur U-Bahn schlendernd bekomme ich eine kostenlose Bibel in die Hand gedrückt. Die vier alten Herren, die sie verteilen, wirken bedürftig. Da ich nicht möchte, dass sie weinen, nehme ich aus Mitleid ein Exemplar mit. Das Buch Gottes werfe ich unauffällig in den nächsten Mülleimer. Doch dabei werde ich von einer jungen Frau ertappt, die mir Zigaretten schenken möchte, wenn ich an einem Gewinnspiel teilnehme. Das ist wirklich nett, aber ich rauche nicht. „Aber du kannst was gewinnen!“ Ok, danke, bevor sie mich an die Senioren verpetzt, mache ich mit und husche danach schnell zur U35.
Auf meinem Heimweg blicke ich in meine Tasche: Flyer, Broschüren, Zigaretten und ein zerknüllter Pappbecher. Verdammt, ich habe vergessen, mir die Bücher auszuleihen, die ich dringend zum Studieren benötige. Naja, morgen ist ja auch noch ein Tag an der Uni – dem Ort des Studierens.