Bild: Ich sehe Farbe – Emily hält weiß positionierten Menschen den Spiegel vor!, Kunst, die lehrt! Bild: bena

Kunstprojekt. Emily Winkelsträter lud zum kritischen Weißsein ein! In der Wuppertaler Rathausgalerie ist sie Teil eines Kunstprojekts namens: Multipliaktiv!  

:bsz: Emily, Wo sind wir hier, was machen wir hier? 

Emily Winkler:  Das ist eine Anti-Rassismus-Ausstellung mit einem Audioformat, die vor allem für weiß positionierte Menschen ausgerichtet ist, um sich so das erste Mal Themen wie Anti-Rassismus zu nähern und sich generell zu sensibilisieren. Es geht darum, zu verstehen, dass dieses Thema eine Berechtigung in Deutschland hat! Und vielleicht schaffe ich es auch, Menschen zu erreichen, die sich sonst nicht mit dieser Thematik auseinandersetzen würden.  

 

Wie bist Du dazu gekommen, das Thema in einem Laden in Wuppertal künstlerisch zu präsentieren? 

Multiplikativ ist ein Zusammenschluss diverser Künstler:innen, die Anfang des Jahres nach einem gemeinsamen Workshop mehr oder weniger gegründet haben. Wir haben als Kollektiv eben überlegt, hier in der Rathausgalerie Wuppertal die leerstehenden Ladenlokale quasi zu bespielen und gleichzeitig in einen Dialog mit den Menschen, die die Rathausgalerie besuchen, beziehungsweise eben nicht mehr besuchen, zu treten und die so ein bisschen teilhaben zu lassen und gemeinsam irgendwie. Unser Ziel ist es, mit Kunst Diversität zu schaffen und darzustellen! 

 

Und du beschäftigst dich ja mit dem kritischen Weißsein. Warum ist dir das so wichtig?  

Ich gebe selbst an Schulen und Bildungseinrichtungen Anti-Rassismus-Workshops und arbeite dort vor allem mit Kindern und Jugendlichen. Aber mir ist es auch sehr wichtig, dass man versucht, in verschiedenen Altersgruppen für das Thema zu sensibilisieren.  Ich möchte nicht immer der Erklärbär für alle sein und dann habe ich einfach gedacht, ich versuche das irgendwie darzustellen, wie ein Statement von mir, was sich die Menschen anhören können. Damit sie einen Einblick bekommen in meinen Alltag als Schwarze Mixed Frau. Ich teile meine Rassismuserfahrungen und mache gleichzeitig auch auf ganz verschiedene Diskriminierungsformen aufmerksam. 

 

Was bedeutet kritisches Weißsein denn für dich?  

Kritisches Weißsein bedeutet für mich vor allem, sich über seine Identität und seine Positionierung bewusst zu werden. Also heißt: zu reflektieren und sich seine Privilegien bewusst machen. Weiß positionierte Menschen müssen sich keine Gedanken über Dinge machen, über die ich nachdenken muss, weil sie einfach nicht betroffen sind! Dafür müssen sie jedoch offen sein, um verschiedene Positionierungen und verschiedene Erfahrungen von Menschen in der Gesellschaft anzuerkennen,  deren Stimmen einfach dann übersehen, überhört oder relativiert werden. 

 

Was erhoffst Du Dir von Deinem Projekt?  

Ich erhoffe mir davon, dass die Leute nochmal ‘ne neue Perspektive bekommen beziehungsweise vielleicht mehr Interesse an dieser haben, wenn sie in diesem  nicht klassischen Audio-Format angeboten wird. Der kritische Weißsein-Workshop funktioniert aber auch zum Beispiel für POCs. Sie können es einfach als eine Inspiration sehen, wie man vielleicht auch mit dem Thema selber umgehen kann.  

 

Du siehst das quasi auch als eine Art Empowerment?  

Also bei solchen Projekten passiert bei mir sehr viel! Vor allem, wenn es um Selbstreflexion geht. Ich kann Zeit für mich nehmen und schauen ok, was hätte ich vielleicht gebraucht oder was hätte mir vielleicht gut getan oder was tut mir in Situationen gut? Und das ist halt sehr oft der künstlerische Ausdruck. Insbesondere Collagen also, beziehungsweise Texte schreiben und sowas hilft mir sehr.
                        

  Das Gepräch führte  :Abena Appiah

 

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