Bild: Wenn die Polizei das Meinungsbild der Öffentlichkeit färbt., Untersuchung zur Berichterstattung in Polizeipressemitteilungen Bild: kac

Kriminologie. Die Leipziger Eisenbahnstraße gilt als gefährlichste Straße Deutschlands. Mitverantwortlich für das Image ist die Polizei, wie eine Studie an der RUB zeigt.

Das Image der Problemstraße wird die Eisenbahnstraße so schnell nicht mehr los. Durch einen TV-Bericht, in der die Straße zum gefährlichsten Ort Deutschlands gekürt wurde, haftet ihr das Image seit fünf Jahren an. Der Bochumer Kriminologie-Absolvent Karsten Lauber hat den Einfluss der polizeilichen Pressearbeit auf die Berichterstattung und Außenwirkung der Straße untersucht und kam zu interessanten Ergebnissen. „Ich habe Pressemeldungen der Leipziger Polizei und Nachrichten der Leipziger Volkszeitung aus dem Jahr 2016 ausgewertet und einer qualitativen Inhaltsanalyse unterzogen. Zusätzlich habe ich Experteninterviews mit Verantwortlichen der Leipziger Polizei geführt“, erklärt Lauber seine Forschungsarbeit.

Einfluss der Polizei 

Bei der Untersuchung habe er herausgefunden, dass die polizeiliche Berichterstattung einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Wahrnehmung der Straße in der Öffentlichkeit hat. Die Auswahl der Themen für Pressemitteilungen die Eisenbahnstraße betreffend sei eindeutig: „Der Fokus liegt auf den schwereren Fällen wie gefährlicher Körperverletzung“, berichtet Lauber. Schwere Kriminalität finde in der Tagespresse mehr Anklang, sodass diese auch von den Pressesprecher*innen der Polizei ausgewählt würden, was wiederum zu einem negativen Image beitrage.

„Die Polizei nutzt für ihre Mitteilungen erzählerische Formen und verwendet dabei bildhafte Sprache und fiktionale Elemente“, kritisiert Lauber. Dies führe dazu, dass in der Öffentlichkeit ein vorher von den Pressestellen festgelegtes Bild gezeichnet würde. Dem Kriminologie-Absolventen fiel außerdem auf, dass die Polizei in ihrer Berichterstattung oftmals die Nationalität der Täter*innen nenne. Dies sei im Journalismus nicht ohne weiteres erlaubt, da sich Journalist*innen an den Pressekodex halten müssten, der eine Nennung der Nationalität nur in begründeten Fällen rechtfertige.

Lauber plädiert dafür, dass sich die Polizei durch ihre Berichterstattung einen Vertrauensvorschuss der Bürger*innen erarbeiten solle: „Die Polizei hat die Chance, ihre Arbeit mit Pressemitteilungen transparenter zu gestalten und zu zeigen, was gut läuft.“

:Justinian L. Mantoan

0 comments

You must be logged in to post a comment.