Bild: Ein voller Erfolg: Wagners Ringauftakt glänzte auf mehreren Ebenen – Fortsetzung folgt 2016? , Johan Simons inszenierte Wagners „Rheingold“: Kohle statt Gold Foto: Ruhrtriennale
Die diesjährige Ruhrtriennale feierte am Samstag mit der Vorstellung von Wagners „Rheingold“ ihren triumphalen Abschluss. Intendant Johan Simons übertrug seine antikapitalistische Interpretation der Oper auf das Ruhrgebiet – verbunden mit wilden Sexszenen im Wasser, einem einfachen wie einmaligen Bühnenbild und einem Orchester, das aktiver Teil des Stückes war – frei nach dem neuen Motto: Seid umschlungen!  
 
Es beginnt mit einem Paukenschlag – und nein, Joseph Haydns gleichnamige Sinfonie wird an diesem Abend nicht in der Jahrhunderthalle aufgeführt. Die ZuschauerInnen nehmen Platz, um sich Richard Wagners ersten Teil der Tetralogie „Der Ring des Nibelungen“ anzuschauen und es wird stürmisch: Alberich, ein Mann mittleren Alters, der für ihn unverständlicherweise auf null Begierde bei den jungen Frauen trifft, bekommt von den Rheinnixen zugeflüstert, dass nur ein Mann, der sein Leben sexlos fristet und niemanden liebt, in der Lage ist, aus dem behüteten Rheingold einen Ring zu schmieden, um damit die Welt zu beherrschen. Johan Simons nutzt drei im Wasser liegende nackte Sexpuppen, die auf den ersten Blick echt wirken und sinnbildlich Alberich keine Beachtung schenken. 
 
Der Niederländer macht dabei von der großzügigen Fläche der Jahrhunderthalle Gebrauch, schafft drei Ebenen und integriert das Orchester inklusive des Dirigenten mit in die Oper –  ein guter Schachzug, um Musik und Handlung zu kombinieren. Während auf vorderster Ebene die Wasserbecken für den Rhein stehen sollen und das Orchester den Mittelpunkt darstellt, befindet sich nahe der hohen Decken der Jahrhunderthalle die Burg Wotans und der Götterfamilie, gebaut auf Pump. Für die Zuschauer jedoch eine beindruckende Bilderbuchfassade, sinnbildlich für Macht und Reichtum. 

Kapitalismuskritik par Excellence

Die knapp dreistündige Inszenierung ist Wagners kürzester Teil des „Rings“ und auf eine Pause wird dabei verzichtet. Simons nutzt statt Gold lieber Kohle und überträgt das Stück in das kapitalistische Ruhrgebiet zu Gründerzeiten. Er zeigt, wie aktuell dieser „alte“ Stoff Wagners noch heute ist und bringt mit einem schauspielerischen Zwischenspiel ohne Gesang und Orchester seine Kapitalismuskritik auf den Punkt: Zu viel Macht für zu wenige Menschen, zu viele Schulden auf Kosten anderer und ein System, das dem Untergang geweiht ist. Bayreuth einmal anders. Bochum war dafür der perfekte Ort. Ob der Ring des Nibelungen im nächsten Jahr fortgeführt wird, bleibt abzuwarten. Es wäre wünschenswert!   
                             
:Tim Schwermer
 

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