Bild: ,,Vivas y libres nos queremos‘‘ Symbolbild, Bearbeitung: leda

Femizide. Keiner weiteren Frau soll Leid zugefügt werden; keine weitere Frau soll vergewaltigt oder ermordet werden. Südamerikanische Frauen protestieren gegen Femizid.

Chiara Páez, 14 Jahre alt und schwanger, wird von ihrem Partner 2015 erschlagen und in seinem Garten begraben. 2016: Lucía Pérez, 16 Jahre alt, wird vergewaltigt und aufgespießt. 2017: Laut einer Studie der Bewegung ,,Ni una menos‘‘ wurde 2017 durchschnittlich alle 29 Stunden eine Frau in Argentinien ermordet; die Hälfte dieser Frauen seien Mütter gewesen und etwa 65 Prozent wurden in ihrem Heim ermordet, wie die ,,Buenos Aires Times‘‘ berichtet. Navila, Laura, Mónica, Cecilia, Vanesa: Die Liste der Namen ermordeter Argentinierinnen scheint endlos, selbst wenn man nur auf die letzten Jahre schaut.
Was zeigen uns diese Zahlen und Beispiele? Nicht nur, dass in Argentinien besonders viele Frauen ermordet werden, sondern auch, dass es sich hierbei nicht ,nur‘ generell um Morde, vielmehr sogar explizit um Femizide, geschlechtsbasierte Morde handelt. Zusätzlich werden diese besonders häufig von einem (Ex-)Partner begangen.

Als Reaktion auf die Ermordung Chiaras fanden Massendemonstrationen statt und die feministische Bewegung ,,Ni una menos‘‘ (zu Deutsch etwa ,,Keine weitere (Frau)‘‘) entstand, die mit dem gleichnamigen Hashtag Bekanntheit gewann. Mittlerweile ist die Kampagne weltweit aktiv und mehrere hunderttausend Menschen haben sich mobilisiert. Und dies nicht nur in Argentinien: Auch in anderen Ländern hat sich ,,Ni una menos‘‘ verbreitet, vor allem in Lateinamerika.
2015 schrieb die argentinische Journalistin Marcela Ojeda: ,,Nos están matando! ¿No vamos a hacer nada?‘‘ (etwa: ,,Sie bringen uns um! Werden wir denn nichts machen?‘‘) Während sich die Mitglieder der Bewegung heutzutage auch gegen andere sozial-kulturelle Problematiken stellen, ist der Hauptgedanke, gegen geschlechtsbasierte Gewalt und eine sexistische ,,Macho‘‘-Machtstruktur zu kämpfen.
Der Name der Bewegung geht auf eine Aussage von Susana Chávez zurück, die damit 1995 gegen die Frauenmorde von Ciudad Juárez in den 1990ern protestierte. Ein weiterer Leitfaden von ,,Ni una menos‘‘ wurde ,,Vivas nos queremos‘‘ (etwa: ,,Wir wollen uns lebend‘‘) oder auch ,,Vivas y libres nos queremos‘‘ (etwa: ,,Wir wollen uns lebend und frei‘‘).

Es ist über vier Jahre her, dass Chiaras Leichnam gefunden wurde und damit existiert ,,Ni una menos‘‘ auch seit über vier Jahren. Dennoch ist die Anzahl der Femizide in Argentinien immer noch erschreckend hoch: Laut dem Obersten Gerichtshof in Argentinien waren es 278 Femizide im Jahr 2018; laut Bericht des Spiegels von Oktober 2019 sind die Raten somit steigend – über die Dunkelziffer mag man nicht nachdenken. Und dennoch: Auch die Anzahl der protestierenden Menschen ist mittlerweile häufig im Bereich von mehreren Hunderttausend. Das Thema gewinnt an Sichtbarkeit und Debatten wurden aufgegriffen. Demonstrantinnen haben wiederholt die Meinung ausgedrückt, dass noch viel gemacht werden müsse, es aber essenziell sei, durch Märsche, Demonstrationen und ähnliche öffentliche Aktionen die Problematik publik zu machen.

:Charleena Schweda

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