Bild: Subversiver Schmusekurs: Bastet-Anführer Garfield vermeldet erfolgreiche Penetration des Isis-Kalifats., Satire: Miezen wehren sich gegen Vereinnahmung – Bastet sagt Isis den Kampf an Karikatur: Katharina Stefanski

Große Verwirrung in den sozialen Netzwerken. Die Todesschwadronen von Isis posten massenweise Katzenbildchen. Was soll man von dieser Kuscheloffensive halten? Züchtet die Isis Kamikatze-Verbände? Und lassen sich die Miezen für den digitalen Dschihad instrumentalisieren? Im Gegenteil. Tapfere Guerilla-Kätzchen haben die Isis unterwandert, um sie aufzuhalten, behauptet eine rätselhafte Organisation namens Bastet.

Die Brigade Aggressive Streicheleinheiten Euphrat & Tigris – auch Aggressive Streicheleinheiten oder kurz Bastet genannt – habe den sogenannten Islamischen Staat in Irak und Syrien unterwandert, verkündete nun ein gewisser Subcommandante Garfield. Sein kürzlicher Tweet – „Cuddly commandos penetrate caliphate. Infiltrate like an Egyptian. Isis just got #BustedByBastet“ – verbreitete sich viral. Doch wer sind diese medienaffinen militanten Maunzer?

Nach Angaben des Verfassungsschutzes handelt es sich bei den Aggressiven Streicheleinheiten um eine miauistische Splittergruppe. In ihrer Außendarstellung changiert Bastet geschickt zwischen der gleichnamigen ägyptischen Gottheit – dies sicher kein Zufall –, Catwoman und der chinesischen Winkekatze. Neben Futterspenden finanziert sich das Kollektiv hinter Bastet überwiegend durch Werbung auf ihren Blogs, Quelle diverser viraler Katzenbilder und -videos; auch kostenpflichtige Live-Cam-Shows mit sich lasziv räkelnden Miezen gehören dazu.

Kampfbereitschaft im Zweifel

„Mit ihrem medialen Katzengeknuddel sind die Dschihadisten in Bastets ureigenes Online-Revier eingedrungen – eine nicht hinnehmbare Provokation“, sagt Extremismusforscherin Helga Hufeisen zu den Motiven für Bastets Eingreifen. Dass die größtenteils verhätschelten westlichen Katzen von Bastet in der Lage seien, Isis zu unterwandern, bezweifelt sie: „Eine solche Infiltration erfordert viel Kreativität und Einfallsreichtum. Katzen sind nun nicht gerade dafür berüchtigt, outside the box zu denken.“

„Das miauistische Spektrum ist für seinen Hedonismus und vor allem seine Lethargie bekannt. Ihre Kampfbereitschaft scheitert allzu häufig schon an der Überwindung des inneren Schweinehunds“, erläutert Extremismusexpertin Hufeisen. „Zwar haben sich in vielen Haushalten miauistische Schläfer einquartiert und mit einigem Erfolg bestehende Herrschaftsstrukturen ausgehebelt, an einer Fortführung der Revolution sind sie danach aber wenig interessiert. Stattdessen haben sie es sich nach der Machtübernahme in den bürgerlichen Familienstrukturen bequem gemacht und als Diktatoren auf Lebenszeit installiert.“

Katzen sind klassische Underdogs

Derlei Zweifel an Fähigkeit und Kampfeswillen von Bastet weist Subcommandante Garfield brüskiert zurück: „Die Aggressiven Streicheleinheiten hatten die Medienkampagne vom ersten Bild an im Griff. Unsere Operation Cat-a-Clysm hat zum Ziel, den Feind durch Schmusen und Schnurren zu überwältigen und vom Kämpfen abzuhalten. Wer Katzenbilder postet, ist abgelenkt und verwundbar für die Angriffe unserer menschlichen Verbündeten.“ Das geringe Vertrauen in Bastets Fähigkeiten könne er sogar nachvollziehen, sagt Garfield – schließlich seien die Guerilla-Katzen in diesem Kampf die klassischen Underdogs. Doch er versicherte, Bastet werde den Gegner durch die Charmeoffensive zermürben und letztlich bezwingen, auch unter Einsatz des eigenen Lebens.

Himmelfahrtskommando mit neunfachem Boden

Die Opferbereitschaft verblüfft selbst Experten; ohnehin war Bastet bisher wenig aktenkundig. Vor einigen Jahren erstritt eine Vorläufer-Gruppe in Tierheimen deutscher Großstädte eine bessere Verpflegung der Inhaftierten. Mit Slogans wie „Brekkies, Whiskas, Kitekat! Wir haben euch zum Kotzen satt!“ zwang Subcommandante Garfield nach eigener Darstellung das „verdammte Hundesystem“ in die Knie. Den Ausschlag gab damals jedoch eher ein angedrohter Hungerstreik, welcher in den sozialen Netzwerken für viel Aufregung sorgte. Aus Angst vor dem Imageschaden durch verhungernde Katzen wurde auf Sheba umgestellt. Dass letztlich nur anderes Futter umdeklariert und verfüttert wurde, leugnen Subcommandante Garfields Miauisten vehement. Wie könnten sie auch zugeben, Menschen derart auf den Leim gegangen zu sein? Gegen Spekulationen, er wolle nun den Krieg in Syrien nutzen, um die von ihm als Gelobtes Land betrachteten Schebaa-Farmen auf den Golanhöhen zu erobern, verwahrt sich Subcommandante Garfield in seinem finalen Blogeintrag:

„Wir opfern uns für die Menschen und für unsere Artgenossen in aller Welt; Freiheit und abendländische Dekadenz werden an Euphrat und Tigris verteidigt. Während wir auf die Bombe warten, schießen die Idioten weiter Katzenselfies. Sie ahnen nicht, dass wir die letzten, vielleicht die einzigen Muschis sind, die sie noch mal streicheln durften, bevor sie im Jenseits feststellen, dass keine Jungfrauen auf sie warten. Für das Wohl der Menschheit geben wir gern unser Leben – wir haben ja neun. #NoPussiesInParadise, #BustedByBastet.“

Damit ist die Katze zwar aus dem Sack, doch auch das ist womöglich kalkuliertes Risiko. Sollte Isis aus Rache an Bastet nun Katzen enthaupten, wäre die internationale Gemeinschaft endlich gezwungen, einzugreifen. Es sind doch Katzen.

:Johannes Opfermann

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