Bild: Alles in Maßen: Maximal drei Tassen Kaffee pro Tag sind laut MedizinerInnen unbedenklich., :bsz-Drogenreihe: Psychoaktive Wundermittel oder gefährliche Nervengifte? Die Neurobiologie hinter Drogentrips Illustration: mb

JedeR Zweite über 14-Jährige in Deutschland tut es jeden Morgen – Du auch? Die Rede ist vom alltäglichen Kaffeeritual, das den Bohnenextrakt hierzulande noch vor Bier und Mineralwasser an die Spitze der Lieblingsgetränke befördert. Macht uns Kaffee also ganz legal zu Junkies?

Die edle Bohne gibt es mittlerweile in vielen Variationen – je nach Gusto und Verträglichkeit konsumieren wir schwarzen Filterkaffee, einen schnellen Espresso oder Caramel-Macchiato. Neben dem Genuss meist mit einem Ziel: möglichst zügig (wieder) wach und konzentriert zu sein.

In Kaffee steckt jedoch viel mehr: aus über 1.000 Substanzen setzt er sich zusammen, wovon mehr als 800 verschiedene Aromen sind, deren Mischung den unverwechselbaren Duft ergibt. Uns geht es jedoch nicht um die Zitronen- oder Apfelsäure, sondern das Aufputschmittel Koffein, das die Kaffeepflanze übrigens zur Insektenabwehr bildet.

Wachmacher und Gedächtnisstütze

Wenn wir morgens nicht in Gang kommen und unser Gehirn noch lahm dem Geschehen hinterher hinkt, hilft nur kalt duschen oder: Kaffee! 20 Minuten später setzt der Koffeinrausch ein und unterdrückt prompt unsere Müdigkeitssignale, indem es im Gehirn Bindungsstellen blockiert, an denen sonst der Stoff Adenosin andockt. Dieser sorgt eigentlich dafür, dass der müde Körper seine Aktivität herunterfährt. Koffein macht jedoch nicht nur munter, sondern fördert auch das Gedächtnis, indem es die Festigung neuen Wissens verstärkt.

„Morgens koche ich mir eine Kanne Kaffee und trinke zwei Tassen, den Rest nehme ich mir in einem Thermo-Becher mit. An der Uni habe ich bei allen Cafés Stempelkarten, die ich innerhalb einer Woche voll bekomme.“
Judith, 24, studiert an der RUB, trinkt seit fünf Jahren circa zwei Liter Kaffee pro Tag

Wirkungslos dank Gewöhnungseffekt?

Die positiven Nebenwirkungen verblassen jedoch bei regelmäßigem Kaffeekonsum wieder. Koffein putscht dann nicht mehr auf, sondern unterdrückt lediglich Entzugssymptome wie Kopfschmerzen und Müdigkeit, die bei eingefleischten KaffeetrinkerInnen tatsächlich ab einem Tag Abstinenz auftreten.

Richtig süchtig macht Koffein trotzdem nicht. Es hat im Vergleich zu Nikotin ein viel geringeres Abhängigkeitspotenzial, da es nicht im Belohnungssystem des Gehirns wirkt. Dieses ist maßgeblich an der Entstehung von Süchten beteiligt.

„Ich stehe auf Kaffee, besonders wenn er stark und schwarz ist. Ich mag den Geschmack so sehr, dass ich ihn sogar abends entkoffeiniert trinke.“
Felix, 28, studiert an der RUB, trinkt seit circa zehn Jahren um die zwei Liter täglich

Hartnäckige Mythen

Kaffee dehydriert den Körper, erhöht das Risiko für Herzinfarkte und ist sowieso nur ein ungesundes Suchtmittel – Nein! Mittlerweile konnte die Forschung alle drei Mythen widerlegen: Kaffee ergänzt den Flüssigkeitshaushalt des Körpers wie jedes andere Getränk, erhöht den Blutdruck zwar kurzfristig, beeinflusst aber nicht das Risiko für Herzkreislauferkrankungen und obendrein scheint er vor Diabetes Typ 2, Parkinson und Alzheimer zu schützen. Also hoch die Tassen und runter damit!

:Melinda Baranyai &

:Katharina Cygan

Steckbrief: Kaffee

Erstmals angebaut: 9. Jh. in Äthiopien

Wirkstoff: Koffein

Wirkung: anregend

Zu sehen in: „Twin Peaks“ 

„Vitamin K“

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