Bild: Eine Bank ist kein Schlafplatz: Auch in Bochum steigen die Wohnungslosenzahlen., Dramatischer Anstieg der Obdachlosenzahlen Symbolbild: flickr Robert Agthe (CC BY SA 2.0)

Politik. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) hat in der vergangenen Woche ihre aktuellen Schätzungen zu den Zahlen von Menschen ohne Wohnung in Deutschland veröffentlicht. Diese befinden sich in alarmierender Höhe.

Laut Schätzungen der BAG W waren im Jahr 2016 bundesweit 860.000 Menschen wohnungslos, was einem Anstieg von 150 Prozent in zwei Jahren entspricht. Unter den Menschen ohne Wohnung befänden sich rund 440.000 Geflüchtete mit anerkanntem Aufenthaltsstatus. Zwar würden diese weiterhin in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht werden, doch stehe auch ihnen der Wohnungsmarkt offen. Der Anstieg der Wohnungslosenzahlen sei jedoch nicht auf den Zuzug von geflüchteten Menschen zurückzuführen, denn auch ohne den Einbezug dieser Gruppe hätten sich die Prognosen aus den Vorjahren bewahrheitet. „Die Zuwanderung hat die Gesamtsituation dramatisch verschärft, ist aber keinesfalls alleinige Ursache der neuen Wohnungsnot“, erklärt Thomas Specht, Geschäftsführer der BAG W.
Laut Prognosen droht im folgenden Jahr eine Wohnungslosenzahl von 1,2 Millionen.

Schlechte Sozialpolitik

Gründe für Wohnungsnot und Obdachlosigkeit sind laut BAG W vor allem auf dem Wohnungsmarkt und in Verfehlungen der Sozialpolitik zu suchen. Wesentliche Ursachen der Wohnungsnot lägen seit Jahrzehnten in fehlgeschlagener Wohnungspolitik und ungenügend Armutsbekämpfung, so Specht. „Das Angebot an bezahlbarem Wohnraum ist unzureichend, der Sozialwohnungsbestand schrumpft ständig. Seit 1990 ist der Bestand an Sozialwohnungen um etwa 60 Prozent gesunken. Zusätzlich haben Kommunen, Bundesländer und der Bund eigene Wohnungsbestände an private InvestorInnen verkauft. Damit haben sie Reserven bezahlbaren Wohnraums aus der Hand gegeben“, konstatiert Specht.
Um der steigenden Zahl der Wohnungslosen entgegenzutreten, fordert die BAG W sofortiges und nachhaltiges Handeln von Kommunen, Ländern und Bund. Hierbei reiche es jedoch nicht, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, vor allem müssten Betroffene wieder mit Wohnungen versorgt werden.

Die Situation in Bochum

Auch Bochum bleibt von der steigenden Zahl von Menschen ohne Wohnung nicht verschont. Eine genaue Zahl an Menschen ohne Obdach kann aufgrund der fehlenden Meldung bei den Behörden zwar nicht bestimmt werden, doch die Zahl der in Notunterkünften untergebrachten Menschen stieg innerhalb eines Jahres von 68 auf 216 Personen, dies entspricht einer Steigerung um das Dreifache.
Um die Wohnungsnot zu lindern, halte die Stadt, laut Friederike Hüther von der Bochumer Verwaltung, Wohnungen vor, außerdem seien weitere Unterbringungsmöglichkeiten vorhanden.
Die Stadt befindet sich in Zusammenarbeit mit der Diakonie, um ein Konzeot zu erarbeiten, um der drohenden Zahl von bundesweit 1,2 Millionen Menschen ohne Wohnsitz gewappnet zu sein. Mit einer Beratungsstelle plant die Stadt zudem, der drohenden Wohnknappheit zuvorzukommen. Eine Entspannung auf dem Wohnungsmarkt ist derweil nicht in Sicht. Das Netzwerk „Stadt für Alle“ sieht die Bemühungen der Stadt kritisch. „Das einzige, was das ‚Handlungskonzept Wohnen‘ zu bieten hat, ist eine Quote von 20 Prozent Sozialwohnungen bei Neubauprojekten“, so das Netzwerk. Diese Quote könne die Halbierung der Sozialwohnungen in den letzten zehn Jahren jedoch niemals ausgleichen.

:Justinian L. Mantoan

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