Bild: Eine konstruierte Kontroverse?

Die Humboldt-Universität Berlin hat einen Vortrag einer Doktorandin abgesagt. Wegen transfeindlicher Aussagen in einem viel diskutierten „Welt“-Gastbeitrag, war Protest gegen die Durchführung angekündigt worden. 

Im Zuge der „Langen Nacht der Wissenschaft“ an der Humboldt-Universität Berlin sollte es einen Beitrag mit dem Titel „Geschlecht ist nicht gleich Geschlecht. Sex, Gender und warum es in der Biologie nur zwei Geschlechter gibt“ geben. Geführt worden wäre dieser Vortrag von Marie Luise Vollbrecht, Doktorandin und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Uni, mit einem wissenschaftlichen Fokus auf Meeresbiologie. Doch nun wurde er abgesagt. Der Hintergrund? Laut der Uni gab es „Sicherheitsbedenken“ wegen angekündigter Proteste. Denn Vollbrecht ist weniger bekannt, wegen ihrer bisher einzigen Veröffentlichung, einem Paper zu Seeanemonen, sondern mehr durch das Mitwirken an einem transfeindlichen Gastbeitrag in der „Welt“. Dieser beschäftigte sich mit vermeintlicher „Indoktrinierung“ der Kinder mit „Gender-Ideologie“ durch die öffentlich-rechtlichen Sender und speziell das TV-Format „Sendung mit der Maus“. Damit griff der Beitrag ein Vokabular auf, welches in Kreisen von anti-trans Aktivismus und anderen regressiven Gruppen verbreitet ist, und inhaltlich stark an homophobe Kampagnen der Vergangenheit erinnert. Selbst der Vorstandsvorsitzende des Axel Springer-Verlages, Matthias Döpfner, distanzierte sich im Nachhinein vom Inhalt des Textes, dem er Diskriminierung und die Verbreitung von Ressentiments vorwarf.  

Vollbrecht selber sprach gegenüber der Bild-Zeitung nun von einer Absage wegen „Angst vor Gewalt“ und „radikalen Mitteln“. Weder von dem einen noch dem anderen war in der Stellungnahme der Universität die Rede, noch hat die Polizei bisher Einschätzungen in diese Richtung abgegeben. Vielmehr scheint es sich um die persönliche Einschätzung der Doktorandin zu handeln. Aufgerufen zum Protest hat der „Arbeitskreis kritischer Jurist*innen an der Humboldt Uni Berlin“, und forderte auf, sich gegen Queerfeindlichkeit zu positionieren. Außerhalb des erwähnten Gastbeitrages ist Vollbrecht auf Twitter besonders aktiv und zog dort bereits mit transfeindlichen Aussagen Aufmerksamkeit auf sich. In einigen Tweets, viele davon mittlerweile gelöscht, zog sie unter anderem Parallelen zwischen trans Frauen und Sexualstraftäter:innen, nannte sie „Männer in Kleidern“ und nannte ihre trans-Identität einen Fetisch. Die Humboldt-Uni kündigte an, den Vortrag nachholen zu wollen.                :Jan-Krischan Spohr

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