Bild: Kampf dem Vergessen – dem geliebten Surfbrett wird als Lampe ein nützliches Weiterbestehen ermöglicht., Holzdesigner Kai van Nuffel im :bsz-Interview Foto :fah

Nachhaltigkeit. Kai van Nuffel ist Holzdesigner und Upcycling-Spezialist. In seinem Geschäft „Wood eNuff“ bearbeitet er alte Möbel. Früher hat er als Schreiner gearbeitet. Die :bsz haben ihn in seiner Werkstatt interviewt.

:bsz: Was heißt für Dich Upcycling?

Van Nuffel: Für mich heißt das, aus dem Müll anderer Leute neue Sachen entstehen zu lassen. Dabei ist mir wichtig, einen Stuhl nicht nur neu aufzubereiten oder ein bisschen neue Farbe draufzumachen, sondern eine komplette Umarbeitung zu machen. Aus einer Tür baue ich vielleicht einen Tisch oder einen Schrank oder aus einem Stuhl ein Regal. Immer mit dem nachhaltigen Gedanken, aus Müll etwas Neues entstehen zu lassen. Ich nehme Müll, den ich geschenkt oder für Müllpreise bekomme und investiere dann extrem viel Zeit. Der Schreiner bestellt sich sein Holz beim Holzhandel. Dann kann er das sofort auf die Säge legen, zuschneiden und den Schrank zusammenbauen. Ich muss selber aktiv werden, um Leute zu finden die interessante Sachen anbieten – vor allem, wenn ich für Auftragsarbeiten was ganz Spezielles suche.

Worauf achtest Du bei Auftragsarbeiten?

Es wird besprochen, was er [der Kunde] sich vorstellt, welche Maße und die grobe Optik. Aber: Ich behalte mir ein Maß an künstlerischer Freiheit vor. Es wird keine perfekte Zeichnung gemacht, sondern es ist ein Entstehungsprozess. Es gibt kein Schema F wie in Schreinereien.

Wie bist Du darauf gekommen, alte Möbel zu nehmen?

Ich habe das früher auch für mich gemacht – meine Wohnung war in der Richtung ausgestattet. Aus Kostengründen greift man auf die Sperrmüllschränke und alte Sachen zurück und wertet die auf. In der Schreinerzeit danach ist das verlorengegangen dadurch, dass ich fast nur noch Kunststofffenster und -türen eingebaut habe. Dann kam die Entscheidung, sich als Künstler selbstständig zu machen.

Inzwischen sind es nicht mehr nur Kostengründe, die Dich dazu bewegen alte Sachen zu nehmen …

Mich interessiert unheimlich die Patina – man sieht dem Holz an, dass es schon gelebt, dass es schon einiges mitgemacht hat. Wenn man ein Brett hat, dass krass gerissen ist – der Schreiner würde sagen: „Die Bohle müssen wir auftrennen und machen daraus zwei ausgehobelte Bretter.“ Ich würde den Riss in Szene setzen.

Erzählen Dir die Leute Geschichten zu ihren alten Möbeln?

Manchmal erzählen die Leute von selbst drauf los, wo sie das Stück herhaben und was für eine Bedeutung es für sie hat. Ich frage auch nach. Ich versuche, alles mit aufzunehmen und wenn ich es verkaufe, gebe ich es mit an. So weiß der Käufer: Die drei Bauteile sind aus einem alten Fachwerkhaus gekommen und das andere Bauteil ist aus einem bestimmten Wald geholt worden und so weiter.

Und bei dem Surfbrett?

Mit dem Surfbrett ist ein Freund von mir jahrelang gesurft. Das hat irgendwann so viele Macken und Löcher bekommen, dass es zum Surfen nicht mehr geeignet war. Da stecken viele Emotionen und Erinnerungen an geile Urlaube drin und er wollte es nicht einfach auf den Müll werfen. Er hat mir das zur Verfügung gestellt, da wussten wir nicht, was daraus werden soll. Jetzt ist es eben eine Lampe geworden.

Das Interview führte :Frederik Herdering
Zeit:Punkt
Jeden dritten Freitag im Monat gibt es bei Wood eNuff an der Rottstr. 19 eine Werkschau samt Veranstaltungen. Die nächste Vorführung, außerhalb der Reihe, findet von 16 bis 22 Uhr am 2. Juni statt – Eintritt frei.
 

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