Bild: "Europa, was ist das?", fragt sich die junge Afrikanerin Khady., „Nach Europa“ im Bahnhof Langendreer Foto: tims

Das Gastspiel vom Theater Gegendruck im Bahnhof Langendreer erzählt die tragische Geschichte einer jungen Afrikanerin auf ihrem Weg nach Europa. Trotz der Brisanz und der Aktualität des Themas kommt die Authentizität zu kurz und die wirklichen Spannungsmomente fehlen. Auch wenn die Dialoge zum Teil herzzerreißend sind.

„Europa, was ist das genau?“, fragt sich die junge Afrikanerin Khady Demba, denn ihr Leben ist geprägt von Schmerz und Armut, aber auch von Neugierde und Erfahrungshunger. 

Nach persönlichen Verlusten macht sich die kinderlose und verstoßene Witwe auf den Weg nach Europa, um dort ein besseres Leben zu führen, aber vor allem, um sich als Frau zu emanzipieren und sich von dem Leben in Prostitution und Würdelosigkeit zu verabschieden. Dort lernt sie den jungen Lamine kennen, der sie ein Stück weit begleitet und auch bis zu einem gewissen Grad behilflich ist, denn Khadys Idealismus geht zum Teil über in Naivität, die sie fast das Leben kostet. 

Drei Geschichten, drei Perspektiven

Nach der Romanvorlage „Drei starke Frauen“ von Marie NDiaye inszenierte der Regisseur Johannes Thorbecke die Geschichte von Khadys Aufbruch nach Europa aus drei Perspektiven; doch im Vergleich zu seinem vorigen Projekt, „Der Kick“, fehlt es dem Stück trotz der Aktualität an Vielseitigkeit und Überraschungsmomenten. Die BesucherInnen warten auf den wirklichen Spannungsmoment, der aber nur kurzzeitig aufkommt, als Khady von ihrem Freund beklaut wird, nachdem dieser sie zuvor in die Prostitution getrieben hat. Trotz der Trilogie der Erzählperspektiven wirkt das Stück ein wenig monoton, auch wenn die Monologe mitunter sehr bewegend sind. 

:Tim Schwermer

 

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