Wer die Frage ernsthaft beantworten will, muss drei Ebenen trennen: 1. Was ist an der AfD zu kritisieren? 2. Wer ist Dirk Loose? 3. Ist die Schnittmenge von AfD und Loose problematisch?

Ad 1: Eine ganze Menge! Diese 1-Punkt-Partei bietet weiten Raum für AkteurInnen rechter Couleur, gesellschaftlich aus gutem Grund geächtete Positionen einzustreuen. Besonders wenn der Parteivorsitzende mit sprachlichen Entgleisungen wie „entartete Demokratie“ und „gesellschaftlicher Bodensatz“ geradezu dazu einlädt, braunes Gedankengut zu platzieren. Gerade deswegen ist es so wichtig, dass Medien und zivilgesellschaftliche Akteure genau hinsehen, was sich da am rechten Rand zusammenbraut: rechtspopulistische, homophobe und nationalistische Aussagen von Parteimitgliedern und Personen im Umfeld der Partei sind nachweisbar und dürfen nicht unter den Teppich gekehrt werden! Die Gefahr eines „rechten Bodensatzes“ im konservativen Milieu ist akut vorhanden. Wir beobachten diese Entwicklung bei unseren europäischen Nachbarn bereits seit Jahren mit Sorge.

Wer ist Dirk Loose?

Ad 2: Loose war nie Mitglied der AfD. Er ist Chemiestudent und hat vor einigen Jahren an der Ruhr-Uni die NAWI mitgegründet. Er hat im Senat mitgearbeitet, war AStA-Vorsitzender und ist zur Zeit StuPa-Sprecher. Bisher sind von ihm selbst keine Äußerungen bekannt, die ihn als rechtspopulistisch charakterisieren würden. Im Gegenteil: Die Internationale Liste (IL) an der RUB hat ihm aktuell ein eindeutig positives Leumundszeugnis ausgestellt. Auch die Jusos sprechen ihm ihr Vertrauen im StuPa aus. Und weil es niemand bisher zu Protokoll gab: Loose ist neben seinem Engagement bei der NAWI Mitglied einer Gewerkschaft (IGBCE) und bei Greenpeace. Ist er gleichzeitig die Speerspitze der AfD an der RUB? – Klingt nach einer äußerst komplexen Mission…

Die Kirche im Dorf lassen

Ad 3: Wer wollte seinen Sturz im StuPa? Zwei dieser Gruppen – Grüne und Schöner Wohnen in Bochum (SWIB) – waren ihm noch nie grün. Schließlich hat er sie mit der NAWI federführend im AStA abgelöst. Nun hat er selbst Angriffsfläche geboten: „StuPa-Sprecher verteilt AfD-Flyer!“ Seine GegnerInnen wären inkompetent gewesen, wenn sie diese Steilvorlage nicht genutzt hätten. Und tatsächlich bleibt die Frage im Raum, was zur Hölle er sich dabei gedacht hat. Doch die Vorwürfe bleiben abstrakt auf die AfD im Allgemeinen gerichtet, werden wenig konkret, wenn es um Loose selbst geht, verfehlen am Ende gar ihr eigentliches Ziel. Ein Nachmittag am Wahlkampfstand der AfD soll der handfeste Link sein – doch das allein macht noch keinen „Rechtspopulisten“, wenn weder Parteimitgliedschaft noch weitere „erhärtende Fakten“ dazukommen. Und das völlig unabhängig davon, wie kritisch die Partei zu betrachten ist. Die Schnittmenge von AfD und Loose ist zu klein, um problematisch erscheinen zu können. Jedenfalls bis jetzt!
 

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