Bild: Ob mit Kommiliton:innen und Dozierenden oder Studis tausende Kilometer entfernt – so sieht Kommunikation derzeit aus. , Quarantäne global vernetzt Bild: lewy

Online-Tandem. Corona verhindert Reisen und Auslandssemester, zugleich ermöglicht die pandemiebedingte Digitalisierung aber neue Formen internationalen Austauschs.

Für Studis von Fächern, deren Kern Sprachen darstellen, bedeutet die Corona-Pandemie einen speziellen Qualitätsverlust, da derzeit keine Sprachreisen oder Auslandssemester möglich sind (nicht, dass sich das vor der Pandemie alle hätten leisten können). Daher fehlt vielen ganz allgemein der Praxisbezug und die Erfahrung, die Sprache, die sie lernen, als reales Kommunikationsmittel im Alltag zu benutzen. Um wenigstens etwas Abhilfe zu schaffen, organisieren einige Studis an der RUB Sprach-Tandems per Zoom und Dozierende integrieren diese sogar in ihre Kurse. So beispielsweise Dr. Yasemin Gökpınar vom Seminar für Orientalistik und Islamwissenschaft: Sie hat im vergangenen Semester einen Kurs geleitet, an dem RUB-Studis gemeinsam mit solchen von der Uni Nizwa im Oman teilnahmen.

Die Kooperation mit der Univeristy of Nizwa ist noch sehr jung: Im Frühjahr 2019 reisten mehrere Dozierende und Studierende der Islamwissenschaft für eine Woche in den Oman, ein Gegenbesuch steht noch aus. Gökpınar nutzte die seither bestehende Kooperation, um in Absprache mit dem dortigen Lehrpersonal einen Kurs zur Geschichte der arabischen Musiktheorie auszurichten, an dem neben ihren eigenen Studierenden auch Germanistik-Student:innen teilnehmen konnten, denen die Teilnahme auch durch ihre eigene Uni anerkannt wird. Die Absprache sei „ganz unkompliziert über E-Mail und WhatsApp“ erfolgt, erklärt sie. Ihr Fazit für dieses Semester: „Es bereichert ein Seminar ungemein und macht einfach Spaß!“ Vor allem im Fall Islamwissenschaft sei es ein Schritt nach vorn, dass man nicht mehr nur über Araber:innen und ihre Kultur und Geschichte spreche, sondern mit ihnen. Probleme gab es aber natürlich auch: So war die Teilnahme der omanischen Studierenden nicht so konstant, wie erhofft: Nur zwei von sieben nahmen durchgängig teil. Daher empfiehlt Gökpınar Dozierenden, die selbst solche Kooperations-Kurse planen, dass die Anwesenheit als verbindlich gelten solle.

Sie selbst jedenfalls würde wieder einen solche Kurs anbieten – und tut es bereits: In Kooperation sowohl mit der Uni Nizwa als auch der in Göttingen bietet sie gemeinsam mit einer Kollegin einen Arabistik-Kurs für Fortgeschrittene in Oman an, an dem auch Bochumer und Göttinger Studis teilnehmen. Auch andere Dozierende am islamwissenschaftlichen Seminar der RUB haben bereits ähnliche Kurse im vergangenen Semester durchgeführt oder planen solche für das kommende. Parallel organisiert auch die Fachschaft der Orientalistik und Islamwissenschaft ein Online-Tandem mit Studierenden aus dem Oman.
Auch in anderen Fächern gibt es ähnliche Projekte. So haben etwa Studierende im Zuge der vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) geförderten Germanistischen Institutspartnerschaft zwischen der RUB und der Nationalen Taras-Schewtschenko-Universität in Kiew einen Online-Austausch organisiert: „Wir haben zunächst Steckbriefe ausgetauscht, Mails geschrieben, WhatsApp-Gruppen gebildet und uns auf sozialen Medien verknüpft“, berichtet die Germanistik und Anglistik Studentin Aneela Ahmad. Dabei entstanden unter anderem virtuelle Stadtrundgänge, die von den Studis aufgenommen und danach professionell bearbeitet und bei YouTube hochgeladen wurden. Ahmad findet, „dass wir im digitalen Zeitalter solche Möglichkeiten viel mehr nutzen und uns besser vernetzen sollten, um unsere Horizonte zu erweitern und andere Lebenswelten, Kulturen und Menschen kennenzulernen“. Solche Projekte sind im Übrigen vom Rektorat ausdrücklich gewünscht und laufen unter dem Label „internationalisation@home“.

:Leon Wystrychowski

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