Bild: Verhilft :bsz-Autor Christian Kriegel zum Fabulieren: Das Märchenerzählspiel „Es war einmal“ von Pegasus-Spiele., Die Messe „Spiel + Comic Action“ wiederholt Altbewährtes Foto: koi

In den Essener Gruga-Hallen war am vergangenen Wochenende erneut die Messe „Spiel + Comic Action“ zu Gast. Die jährlich stattfindende, vom Merz-Verlag ausgerichtete Warenschau soll eigentlich Neuigkeiten aus der Welt der Gesellschaftsspiele und Comics präsentieren. Beide Genres waren dann auch in rauen Massen vertreten – allein Neuig­keiten suchte man beinahe vergebens.

In Kooperation mit den MitspielerInnen ein Feuerwerk abbrennen und das mit minimaler Kommunikation – darum geht es in „Hanabi“, dem Spiel des Jahres 2013. Der unscheinbare, kleine Karton um das kurzweilige Kartenspiel ging auf der Messe optisch etwas unter in der Flut der Mitbewerber. Und das, obwohl die Auszeichnung eigentlich maximalen Profit verspricht: Spiel des Jahres – dieser klangvolle Titel verliert auch nach Jahren nicht den Glanz. Das wissen auch die Spieleverlage, die mittlerweile vor allem in Verlegenheit geraten, wenn es um Innovationen geht. So werfen sie auch in diesem Jahr ertragreiche Fortsetzungen und Erweiterungen für erfolgreiche Spiele wie „Die Siedler von Catan“ (Spiel des Jahres 1995, „Entdecker und Piraten“) und „Carcassonne“ (Spiel des Jahres 2001, „Südsee“) in den schon mit offenen Geldbörsen harrenden, geifernden Pulk der Fanschaft.

Firmen, die nicht das Glück haben, eine gut laufende Franchise ihr Eigen zu nennen, behelfen sich mit Klonen der zugkräftigeren Titel. So hat „Zug um Zug“, Spiel des Jahres 2004, jetzt mit „Russian Railroads“ nach ‚nur‘ neun Jahren einen potenziellen Erben bekommen. Und das ist nur ein Beispiel von vielen.

Auch Comics nicht innovativ

Messeneuheiten sind auch bei den Comics eher rar gesät. Die bunten Heftchen werden stumpf in der Reihenfolge unters Fanvolk gebracht, in der sie ohnehin erscheinen. Der Comic-Circus ist auch sonst von Relaunches, kurzzyklischen Neuverfilmungs- sowie Vorgänger- und Nachfolgerorgien gebeutelt. Auch in der Welt der Supermenschen und Sprechblasen sind mittlerweile nicht einmal Anti-HeldInnen und ihre SchöpferInnen vor der Recyc­ling-Welle gefeit. Der ohnehin branchenkritische, legendäre Autor Alan Moore („V wie Vendetta“, „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“) und zahlreiche LeserInnen müssen jetzt mit ansehen, wie das erfolgreichste Werk des Briten, „Watchmen“, ausgeschlachtet wird: Fremdgeschriebene Vorgeschichten zu den einzelnen HeldInnen der Superhelden-Graphic-Novel schlechthin werden auf den Markt geworfen, auf dass die Fans des Klassikers zugreifen. Die Storys sind dabei so mau, dass sich der Altmeister Moore im Grabe umdrehen würde, wäre er schon tot. Statt wirklich frischer Comic-Kost gibt es stattdessen ein reichhaltiges Angebot aus gebrauchten Exemplaren der bereits bekannten Bücher. Ausnahmen sind Trauerspiele wie der neue, 35. und ebenfalls nicht von den Originalautoren gefertigte Asterix-Band.

Sprachspielereien

Vielleicht fehlt es den Hirnen der Branche derzeit einfach ein wenig an Kreativität. Um diese etwas zu trainieren, haben wir getreu den Umständen der Spielemesse drei ebenfalls nicht ganz taufrische, aber sehr empfehlenswerte Spiele ausgegraben, die zumindest die verlorene Gedankenfrische und Vorstellungskraft zurückgeben können. Wem das als Nahrung für ein kreatives, an „Hanabi“ erinnerndes Feuerwerk noch nicht reicht: Zu den beiden letzten Titeln gibt es getreu den Branchenregeln schon Erweiterungen!

1. „Es war einmal“

Pegasus-Spiele;
Spieldauer 20-40 Minuten, 2-6 Spieler; 14,95 Euro.

Ein Brunnen, eine Hexe, dazu ein klassisches Märchenende: Derart sind die Karten in diesem stimmungsvollen Erzählspiel. Wer seine Geschichte passend zu den Handkarten erfindet und auslegt, kann die Schlusskarte ablegen und gewinnt. Doch wehe, der Redefluss gerät ins Stocken – dann warten schon die MitspielerInnen darauf, ihre Version der Ereignisse wahr werden zu lassen!

2. „Dixit“

Libellud; Spieldauer ca. 30 Minuten, 3-6 Spieler; ca. 20 Euro.

Wunderschön bemalte Karten regen die Phantasie an: Zu einem Stichwort müssen die MitspielerInnen eines der surrealen Kunstwerke auf ihrer Hand legen. Wer kommt dem Wort mit seinem Bild am nächsten, und woran dachte eigentlich der Stichwortgeber? Wunderbar versponnen!

3. „Rory’s Story Cubes“

The Creativity Hub; 9,95 Euro.

Neun Würfel, 54 mögliche Symbole, eine Geschichte – und die wird jedesmal neu zum aktuellen Wurf erzählt. Tausende Kombinationen sind möglich, der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Dabei gibt es keine VerliererInnen, nur begeisterte ErzählerInnen und ZuhörerInnen mit roten Ohren.
 

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