Bild: Glasriesen stürzen

Kommentar. Die Corona-Pandemie verändert die Arbeitswelt – und wahrscheinlich auch unsere Städte.

Sehen wir bald das Verschwinden der gläsernen Riesen und breiten Bürokomplexe? Der Prozess der Verlegung von Arbeit in das Home-Office hat sicherlich nicht erst mit Covid-19 begonnen, doch wie viele gesellschaftlichen Prozesse hat die Pandemie diesen Wandel erheblich beschleunigt. Und auch wenn sich vielerorts die Arbeit allmählich wieder zurück in die Büros bewegt und wir irgendwann einen breit verfügbaren Impfstoff haben, werden wohl nicht wieder alle Büroräume besetzt werden. Die Zeiten, in denen Unternehmen im harten Wettkampf über begehrte Innenstadt-Immobilien standen, scheinen vorbei. Die Veränderungen, die diese Umstellungen der Arbeitswelt mit sich bringen, sind weitreichend und haben etliche Sekundäreffekte, nicht alle davon sind gut. 

Zum einen würden wertvolle Räumlichkeiten frei, die zu dringend benötigtem Mietwohnraum umsaniert werden können. Auch ein Sinken hoher Grundstückspreise, die vielerorts das Bauen von neuem, bezahlbaren Wohnraum schwierig machen, wäre wünschenswert. Ein verminderter Berufsverkehr entlastet zudem die Innenstädte und ermöglicht neue urbane Gestaltungsmöglichkeiten. Doch diese Entwicklungen haben Kehrseiten, die wir bei den kommenden Veränderungen mitdenken müssen. Weniger an Innenstadt-Büros gebundene Arbeiter:innen bedeutet gleichzeitig einen anhaltenden Verlust von Verdienstmöglichkeiten in der Gastronomie und anderen Gewerben, die auf die Versorgung von Büroarbeiter:innen ausgerichtet sind. Doch wir sollten nicht neue Prophezeiungen des Aussterbens von Innenstädten aufstellen. Denn das ist bei weitem keine Sicherheit und kann mit Voraussicht bewältigt werden. Es kommt darauf an, dass Kommunen und Stadtverwaltungen bereits jetzt an Konzepten arbeiten, wie eine mögliche Veränderung der Innenstadt abgefangen werden kann. Der Schlüssel liegt in guter, urbaner Stadtgestaltung, die Menschen durch soziale Angebote, Aktivitäten und gemeinschaftliche, frei nutzbare Räume in die Stadt zieht. Wenn dies richtig angegangen wird, ist es möglich, dass unsere Städte zukünftig keine Orte des Konsums und der Arbeit mehr sind, sondern urbane Plätze der Zusammenkunft und Gemeinschaft.

:Stefan Moll

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