Bild: Ronja Bischoff (rechts) und Leonie Zander (links): Die AStA-Vorsitzenden der hsg sind mit Begeisterung dabei. , AStA der Hochschule für Gesundheit Bild: stem

Hochschulpolitik. Nur ein paar Meter voneinander getrennt, doch kaum Kontakt? Vielleicht zwischen RUB und hsg, aber nicht so beim AStA der hsg. Denn die Vorsitzenden profitieren von kurzen Wegen, jungen Strukturen und geringen Hürden. Doch ganz so einfach ist es nicht.

Gerade als die Studierendenparlaments-Wahlen stattfanden, besuchten wir Ronja Bischoff und Leonie Zander, die Vorsitzenden des AStA der Hochschule für Gesundheit (hsg). Doch von Wahltrubel, campusweiten Ständen und Urnen, wie wir sie an der RUB kennen, war wenig zu sehen. Stattdessen: ein Wahllokal im gemütlichen, lichtdurchfluteten AStA-Büro, das direkt an den Innenhof angrenzt.
Es wirkt allgemein vieles unaufgeregter in den Gängen der hsg. Die Gebäude, die an die Bauten ID und GD vom RUB-Campus erinnern, bieten Sitzecken und gut ausgestattete Räume für die unterschiedlichen Therapiearten, die an der hsg gelehrt werden. Auch eine Kita ist vorhanden, für eine kleine Hochschule nicht selbstverständlich. Diese besteht unter anderem, da der Anteil von Studierenden mit Kind an der hsg deutlich höher ist.

Aufgrund der relativ überschaubaren Uni kennen Ronja und Leonie die meisten Gesichter sowohl von der Studierendenschaft als auch der Verwaltung. Für die Vorsitzenden bietet das viel Mitbestimmungsrecht. „Zwischen uns und der Präsidentin sitzt im Grunde nur ihre Sekretärin“, sagt Ronja, die Ergotherapie studiert. Das ist auch notwendig. Denn um die bürokratischen, juristischen und weiteren  Aufgaben bewältigen zu können, die in größeren ASten von Studierenden der jeweiligen Fachrichtung bearbeitet werden, herrscht ein enger Kontakt zu den Stellen der Hochschulverwaltung. Der AStA ist intern ebenfalls eng verknüpft, so die Vorsitzenden. Neben ihren alltäglichen Aufgaben müssen sie sich daher nicht mit hochschulpolitischen Auseinandersetzungen beschäftigen. Ein Grund dafür liege darin, dass keine nennenswerten politischen Meinungsverschiedenheiten unter den StuPa- sowie AStA-Mitgliedern bestehen. Auch gibt es keine hochschulpolitischen Listen.
Doch mit der Überschaubarkeit kehren andere Probleme ein. So beispielsweise die Organisation einer lebendigen Studierendenkultur, wie Ronja weiß. Bevor sie das Amt der Vorsitzenden einnahm, war sie Referentin für studentisches Leben. Es sei schwer, an einer kleinen Pendleruni gut besuchte Partys zu veranstalten. Auch sei Alkohol unter den durchschnittlich älteren, gesundheitsfokussierten Studierenden teils verpönt.

Derzeit bereiten sich die Vorsitzenden auf einen Besuch von Sabine Weiss, der parlamentarischen Staatssekretärin von Gesundheitsminister Jens Spahn vor. Spahn hat sich in den vergangenen Monaten kritisch gegenüber der Vollakademisierung der Gesundheitsberufe geäußert. „Wir sind das einzige Land, das es sich nicht leistet, eine Akademisierung der Pflegeberufe zu haben“, sagt Leonie, die selbst Hebammenwissenschaft studiert. Deutschland hinkt bei der Akademisierung der Gesundheitsberufe hinter vielen westlichen und europäischen Ländern hinterher. Während der Akademisierungsgrad in den Niederlanden bei 45 Prozent, in Großbritannien und Schweden sogar bei 100 Prozent liegt, sind es in Deutschland lediglich ein bis zwei Prozent. Das, obwohl die Aufgaben- und Verantwortungsbereiche der nicht-ärztlichen Therapieberufe kontinuierlich zunehmen.

Die StuPa-Wahlen hatten dieses Jahr eine weitere Besonderheit. Denn gleichzeitig wurden, nach zehnjährigem Bestehen der Hochschule, zum ersten Mal Fachschaftsräte für die drei „Departments“, also Fakultäten, gewählt. Davor übernahm der AStA weitestgehend die Aufgaben der Fachschaftsräte. Auch das zeigt, dass der AStA in vielen Bereichen der hsg präsent ist. Darin liegt für die Vorsitzenden auch der Reiz der Arbeit in der Hochschulpolitik: „Dadurch, dass wir eine junge Hochschule sind, können wir noch viel ändern“, bestätigt Ronja.

:Stefan Moll
 

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