Bild: Das Kennedy Space Center der NASA in Florida: Dank Crowdfunding werden hier die Ideen deutscher SchülerInnen umgesetzt., Crowd Science: Wissenschaft im Netz wird von Privatleuten gemacht Foto: Flickr, Karl Davison (CC BY-NC-SA 2.0)

Was MusikerInnen ohne das nötige Kleingeld für Studioaufnahmen und JournalistInnen, die unabhängig arbeiten wollen, schon lange können, erreicht jetzt die Wissenschaft: Crowdfunding, wie das Sammeln von Spenden durch Privatpersonen im virtuellen Zeitalter heißt, wird längst für wissenschaftliche Projekte genutzt. Während zwei ForscherInnen in den USA das Phänomen untersucht haben, finden sich auch in Deutschland interessante Projekte, die auf UnterstützerInnen warten.

Ein Blick auf die deutsche Internetplattform ScienceStarter zeigt, wie vielfältig die Forschungsprojekte sind, für die in Deutschland per Crowdfunding Geld gesammelt wird: Studierende der Uni Freiburg versuchen so, den Druck eines Tagungsbandes mit dem Thema „Das Schwert – Symbol und Waffe“ zu finanzieren.
In Marburg plant ein gemeinnütziger Verein von Philosophie-Fans eine Ausstellung in Marburg und eine SchülerInnengruppe aus Ravensburg erforscht, wie Pflanzenwachstum und -vermehrung bei Schwerelosigkeit funktionieren – ein Projekt, mit dem die NachwuchsforscherInnen hoch hinaus wollen: Die deutschen SchülerInnen werden von der NASA unterstützt und wenn alles klappt, soll sich im Herbst 2015 eine Trägerrakete mit Stecklingen verschiedener Pflanzen auf den Weg zur Raumstation ISS machen. Dort soll dann beobachtet werden, ob und wie die Pflanzen sich bei den im All herrschenden Bedingungen vermehren – was bei der Erforschung der Möglichkeiten zur Züchtung essbarer Pflanzen in einer Raumstation helfen kann.

Bislang sind für die Pflanzenrakete aber erst etwa 2.500 Euro an Spenden zusammengekommen – vier Prozent des in der Projektbeschreibung angegebenen Ziels.

Forschungs-Funding in Deutschland: Kein Trend

Und auch sonst scheint der Trend um die Finanzierung von Forschungsprojekten per Crowdfunding noch nicht so richtig in Deutschland angekommen zu sein: Im November 2012 ging die Plattform ScienceStarter, gegründet vom Stifterverband für die Deutsche Wirtschaft, an den Start; aktuell sind dort 56 Projekte registriert – für den gesamten Zeitraum von mehr als zwei Jahren. Um das Phänomen genauer zu betrachten, lohnt sich ein Blick in die USA, wo Crowdfunding-Plattformen wie Experiment mehrere Tausend wissenschaftlicher Projekte unter ihrem Dach versammeln.

Mitforschen erwünscht!

Der Begriff crowd science hat in den USA allerdings noch eine andere Bedeutung: Hier bitten WissenschaftlerInnen nicht nur um finanzielle Spenden interessierter MitbürgerInnen, sondern gleich um deren Mithilfe beim Sammeln von Daten. Der amerikanische Forscher Henry Sauermann und seine italienische Kollegin Chiara Franzoni haben verschiedene Projekte auf der Crowd-Science-Plattform Zooniverse untersucht, bei dem sich Freiwillige unter anderem an der Zählung von Mondkratern auf von einer Raumsonde gemachten Fotos oder an der Auswertung von historischen Wetterdaten beteiligen.
Bei den sieben Projekten, die Franzoni und Sauermann untersucht haben, kamen so insgesamt 130.000 Arbeitsstunden zusammen – so viele Arbeitsstunden könnte kaum einE ForscherIn bezahlen, wenn er/sie auf wissenschaftliche Hilfskräfte zurückgreifen müsste.

:Birthe Kolb
 

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