Bild: „The Future is female“ - aber nicht von allein? Sonja Marzock betont, wie wichtig es ist, Transparenz für Gleichstellungsprobleme zu schaffen., Was macht eigentlich... cc0

Gleichstellung. Das Autonome Frauen*Lesbenreferat ist die Interessensvertretung aller Studentinnen* an der RUB und adressiert bestehende patriacharle und sexistische Strukturen am Campus.

Verringerte Karriere- und Aufstiegschancen, sexualisierte Belästigung und Gewalt, das Ausnutzen hierarchischer Strukturen, eine vorwiegend heterosexuelle, männliche Perspektivierung: Auch an der Ruhr-Uni finden sich heute frauenfeindliche, homophobe und sexistische Strömungen als Spiegel gesamtgesellschaftlicher Phänomene. „Es reicht halt nicht, dass die RUB sagt, sie bekennt Farbe“, sagt Sonja Marzock 40 Jahre nach Gründung des Autonomen Frauen*Lesbenreferats an der RUB; selbst ist sie derzeit eine der Referentinnen*. Es müsse transparenter werden, dass auch die Ruhr-Uni in diese strukturellen Dimensionen der Ungleichheit und Diskriminierung eingebunden ist, sagt sie. Das Autonome Frauen*Lesbenreferat versteht sich als Sprachrohr für damit verbundene Problemlagen und als Ansprechpartnerin* und Safe Space für „alle Frauen* und LQBTIQ* Personen“.
Es gebe sie auch an unserer Uni, die „gläserne Decke“, ein Begriff der Hilflosigkeit suggeriert, Lähmung. Die Metapher der Glasdecke bezeichnet eine schier unsichtbare Barriere, die Frauen* als Bevölkerungsgruppe im Laufe ihrer Karriere (Aufstiegs-)Chancen versperren kann. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts sind Frauen im Großteil des deutschen Sprachraums zum Universitätsstudium zugelassen, jedoch stark eingeschränkt – und viel hat sich geändert. Doch eine gegenderte Sprache sowie die Förderung von Frauen* durch Einstellungsquoten und Gleichstellungsprojekte seien zwar lobenswert, aber erreichten Frauen* in der Realität letztendlich immer noch seltener die „höheren Ebenen“ im Dekanat oder Lehrkörper, so Marzock. Laut einer Information des Gleichstellungsbüros vom ersten „Tag der Gleichstellung“ im Juli sind zurzeit 74,6 Prozent der RUB-Professor*innen männlich. Besonders in den MINT-Fächern ist der weibliche Anteil gering. Doch auch andere Formen der Benachteiligung und Diskriminierung von und Gewalt gegen Frauen* spricht Marzock an. So etwa übergriffiges und sexistisches Verhalten durch Dozierende und auf dem Campus, auf dem speziell abends ein Sicherheitsgefühl fehlt. Auch auf den Sommerfesten hätten sich die Übergriffe in den letzten Jahren gemehrt. Speziellen Hürden wie dem Studieren mit Kind nimmt sich das Referat ebenfalls an und unterstützt besonders Anerkennung, Emanzipation und Vernetzung von beispielsweise homosexuellen, bisexuellen und trans* Studentinnen*.
Das Frauen*Lesbenreferat ist ein Referat des AStAs, aber insofern von diesem autonom, als dass die Referentinnen* nicht über das Studierendenparlament, sondern in direkter Wahl auf einer Frauen*-Vollversammlung gewählt werden. Die nächste ist für das Wintersemester geplant. Einsehbar sind die kommenden Informationen etwa auf der Website des Referats. Außerdem sind die Referentinnen* im Studierendenhaus 015 und unter der Mail-Adresse frauen@rub.de zu erreichen. Als „Schutzraum“ fungiert der Frauen*raum in GA 04/61 (Süd): Alle Frauen* sind zugelassen, was vielen ratsuchenden Frauen* und LGBTIQ*-Personen ein Sicherheitsgefühl vermittle und einen entscheidenden Emanzipationsvorteil ausmache. Der Frauen*raum kann als Begegnungs- und Beratungsstelle oder zum Entspannen im Unialltag genutzt werden. Zu Anfang des Semesters findet dort ein Frauen*sektempfang, alle zwei Wochen im Semester ein veganer Brunch statt. Außerdem liegen Informationsblätter, Flyer und Zeitschriften aus, die über Veranstaltungen informieren, welche auch „Spaß“ machen und das Miteinander stärken sollen, so Marzock. Für das kommende Semester seien wieder Vorträge und Workshops geplant, konkret ein Selbstverteidigungsworkshop.

:Marlen Farina

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