Bild: Symbolbild, Pressefreiheit vs. Polizeifreiheit Bild:bena

Kommentar. Was darf Satire und was darf sie nicht und warum werden rechte Parolen einfach so hingenommen und Kritik und Hetze aus Politiker:innenkreisengegen eine taz-Kolumnistin gestartet, die nun auch schuld sein soll, dass in Stuttgart randaliert wurde?

Disclaimer: Dies ist ein KOMMENTAR, und vertritt meine persönliche Meinung, gespickt mit einer Prise Ironie.  

Die Anzeige ist raus, also noch nicht ganz, weil eigentlich wollen die gar nicht klagen, sondern nur Ihren Unmut darüber zeigen, was eine Kolumne darf und was eben nicht. Die Hetzjagd gegen Hengameh Yaghoobifarah, die in ihrer Kolumne „Habitus“ für „Die Tageszeitung“ (taz) nach einem alternativen Beruf für Polizist:innen suchte, artete aus. Ein ernst zu nehmender Text oder mehr eine Utopie? Das ist hier die Frage. Und warum haben alle so ein dünnes Fell? Fakt ist, die Kolumne war tagelang online ohne Aufschrei vonseiten der Politik. Ein paar Kommentare und Tweets, ob dies Satire sei oder eben nicht und ob man die Polizei als Müll bezeichnen darf, brachte die Diskussion ins Rollen. Die Angst vor den Trollen war dennoch so groß, dass sich die Chefredakteurin einschaltete und ein Statement veröffentlichte, in dem unter anderem der Wortlaut stand: „Satire darf fast alles – und greift manchmal in ihrer Wortwahl daneben. Niemand in der taz bezeichnet Menschen ernsthaft als Abfall.“ Das reichte nicht und das gebashe gegen die Autorin startete wie ein Lauffeuer. Was dürfen Journalist:innen und was nicht. Bla, Bla, Bla. Der Diskurs erweiterte sich bis zu dem Punkt, dass allein sie und der Text, den natürlich jeder gelesen hat, dafür verantwortlich sei, dass in Stuttgart junge Menschen auf den Straßen randalierten. Natürlich können das nicht strukturelle Missstände sein oder der Coronablues gepaart mit Alkohol, das wäre zu einfach. Aber zurück zur Pressefreiheit. Wenn ich Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) zitieren darf: „Eine widerliche Kolumne, die nichts mehr mit dem Journalismus zu tun hat und vor Verfassungsfeindlichkeit nur so trieft.“ Ok, Boomer!  
Und auch Rainer Wendt von der Polizeigewerkschaft DPolG, hat nichts verstanden und liest den Text auf einer bösartigen Ebene. Warum? Na klar, es bringt Presse. Wie P.T. Barnum schon 1915 sagte: „All publicity is good if it is intelligent.” Und genau auf diesen Zug springe ich mal auf. Das einzige, was diese Diskussion gebracht hat, ist Leser:innen für die taz und dafür kann man sich nur bedanken und die Polizei bekommt Mitleid und das braucht sie nach anhaltendem negativem Image auch. Dennoch frage ich mich, was hat es auf sich, dass Politiker:innen sich für die Pressefreiheit aussprechen und wenn es passt, konservative Ansichten zu unterstützen, diese Aussagen vergessen? 

So geschehen im Dezember beim WDR und dem Umweltsaugate. Ein gutes Beispiel, um zu verdeutlichen, dass erzkonservative Ansichten nach einem kurzen Gebell vom harmlosen Lied zum Politikum werden können. Und all das nur, weil es auf Twitter von den ewigen Selben als Beleidigung wahrgenommen wurde. Das lässt sich ein Armin Laschet nicht zweimal sagen und greift den WDR an und beschreibt das Lied, gesungen vom Dortmunder Kinderchor als Überschreitung von Grenzen des Stils und Respektes älteren gegenüber und dass man Jung gegen Alt ausspielen würde und dies sei nicht akzeptabel.  

Nun schimpfte Seehofer über die taz und drohte mit einer Anzeige, nur damit er seinen Unmut und Standpunkt klar machen konnte. Als Kirsche auf der Torte bekommt die taz eine Einladung ins Innenministerium. Schön, Bundestag und das für lau! 
Ich frage mich ja, wann Julian Reichelt und seine tollkühne Crew eingeladen werden… Ach ja, die dienen ja als Übermittler:innen von wichtigen Nachrichten für den lieben Lederhosen-Horst.

:Abena Appiah

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