Bild: Wer ist hier die Expertin?

Kommentar. Belächeln, abstreiten und drum herumreden. Das Leben eines Menschen mit Expertise könnte einfach sein, nur nicht, wenn sie eine Frau ist.

Erfolgreich das Studium abschließen, einen Doktortitel oder gar die Professur – das sind Ziele, die Menschen an der Universität haben. Doch warum das Ganze auf sich nehmen, wenn man zwischen einem Moderator und zwei Politikern sitzt und trotz Professur nicht ernst genommen wird. Komisch, oder? Sowas kann doch keinem Mann passieren. Einer Frau schon! Prof. Dr. Melanie Brinkmann durfte genau diese Situation bei Lanz erleben. Eine Frau, Mutter, Virologin, Beiratsmitglied der Gesellschaft für Virologie, und Mitglied des Beraterstabs der Bundesregierung. All dies reichte nicht, dass Melanie Brinkmann als Expertin auf ihrem Gebiet „ernst genommen“ werden konnte. Zumindest von Mansplainern (Kerle, die meinen, etwas besser zu wissen als die weiblich gelesene Person im Gespräch – schaut mal hier) wie der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer und FDP-Politiker und Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki. Auf die Kritik von der Virologin, dass die Politik kein einheitliches Ziel präsentiere und dass die Regeln der Kontaktbeschränkungen sowie das Tragen der Maske kaum beachtet werde erwiderte Kretschmer, wie er denn den Bürger:innen einen Sommer wie 2020 garantieren könne. An diesem Abend zog sich eine gewisse Ignoranz und Unwissenheit durch das Studio von Markus Lanz. Es herrschte eine Stimmung, die jede weiblich gelesene Person kennt. Man hat sich das Wissen angeeignet, gelernt, studiert oder eben promoviert, doch das ist am Ende nicht wichtig.

Es ist eine Stimmung, die einen schreien und verzweifeln lässt. Und das merkte man auch Brinkmann an. Das ständige Widersprechen sowie das immer wieder Neustarten, um ihren Gedanken aussprechen zu können, machte die Professorin im wahrsten Sinne „wahnsinnig“. Es reicht also nicht zu forschen oder zu wissen, was die Zahlen sagen. Solang Du kein Mann bist, ist all das nicht wichtig. Wir sind müde, uns immer wiederholen zu müssen! Was aber nicht heißt, dass wir wollen, dass ein Mann dies tut und wieder eine Frauenstimme unsichtbar macht.
Gastautorin

:Abena Appiah

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