Bild: Sprach über die Neue Rechte und ihren Einfluss auf die Gesellschaft: Politikwissenschaftler Richard Gebhardt (links)., Vortrag zu Rechtsruck Bild: kubu

Vortrag. Politikwissenschaftler Richard Gebhardt arbeitet zur neuen, extremen und populistischen Rechte in Deutschland. Im Bahnhof Langendreer sprach er über den Begriff des „Rechtsrucks“ und welchen Einfluss er auf die politische Kultur hat.

Unter dem Titel „AfD, Identitäre Bewegung, Pegida… Was ist der ‚Rechtsruck‘?“ war Publizist Richard Gebhardt am letzten Donnerstag, dem 6. Dezember, im Bahnhof Langendreer als Redner zu Gast. In seinem knapp einstündigen Vortrag versuchte er, unter dem Eindruck der Wahlerfolge der AfD und Äußerungen des Innen- und Heimatministers Horst Seehofer, die sozialen und kulturellen Ursachen für den Aufstieg und das Wiedererstarken rechter Positionen in Gesellschaft und Politik unter die Lupe zu nehmen.
Im Anschluss an seine Rede musste sich der Politikwissenschaftler jedoch einige kritische Fragen und Anmerkungen gefallen lassen. Gerade seine Äußerungen über die Band Feine Sahne Fischfilet, mit denen er ihr Auftreten bei Konzerten kritisierte, führten zu einer hitzigen Diskussion mit einigen Zuhörer*innen. Relativ schnell wurde klar, dass sich Gebhardt bei seiner Analyse rechter Strukturen und Organisatoren nicht nur auf klassisch linke Positionen beziehen, sondern auch eigene, durchaus kontroverse Impulse einfließen lassen würde.

AfD als Resonanzraum

Der Referent versuchte vor allem, den ungenauen Begriff „Rechtsruck“ in Formen zu gießen und anhand von konkreten Beispielen zu belegen. Seiner Meinung nach verstehe man darunter eine politische Mobilisierung, die sich gegen die gesellschaftspolitische Liberalisierung Deutschlands richte. Der Bruch mit konservativen Werten, beispielsweise die CDU bei der Flüchtlingsfrage und der Atomenergie, habe dazu geführt, dass die soziale Frage durch kulturelle Fragen überlagert wurde.
Diese Faktoren haben populistischen, die Eliten kritisierenden, Positionen geholfen, an Bedeutung zu gewinnen. Der Populismus der Gegenwart zeichne sich durch die rhetorische Herstellung eines ethnisch  homogenen Volkes aus. Politisch-korrekte Gegner würden aus diesem ausgebürgert. Gerade in der AfD fänden diese neuen populistischen und rechten Vorstellungen einen Resonanzraum. Als Beispiel führt Gebhardt unter anderem Björn Höcke, den Fraktionsvorsitzenden der AfD in Thüringen, an. Bereits seit längerer Zeit wird spekuliert, er habe unter dem Pseudonym Landolf Ladig für NPD-Zeitschriften Beiträge verfasst. Außerdem nahm er 2010 an einem Neonazi-Aufmarsch in Dresden teil. Nach Gebhardts Ansicht haben Personen mit solch einschlägigen Lebensläufen und Überzeugungen nun die Chance, den politischen Diskurs mitzubestimmen.

Politische Verlierer

In eine ähnliche Kerbe wie die AfD schlage auch die Identitäre Bewegung. Die Organisation, die es eher auf eine junge Zielgruppe abgesehen hat, stelle sich vor allem gegen eine multikulturelle Gesellschaft, da sie eine solche als Gleichmacherei kritisiere. Die Deutschen würden so ihre Besonderheit verlieren.
Wichtig ist Gebhardt am Ende seines Monologs, noch zu betonen, dass man die Rechten auch als politische Verlierer betrachten müsse. In allen politischen Themen haben Konservative in den letzten Jahren „Niederlagen und Rückzugsgefechte erlitten“. Gerade die mediale und politische Präsenz von Repräsentant*innen einstiger Minderheiten habe einen Kulturschock in konservativen Kreisen ausgelöst.                   

:Philipp Kubu
 

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