Bild: Schluss mit Stigmatisierung: Arbeitsrechte von SexarbeiterInnen müssen den gleichen staatlichen Schutz genießen wie andere Erwerbstätigkeiten. , Großes Jubiläum: Von einer ehemals kleinen Selbsthilfegruppe zu einer einflussreichen Beratungsstelle Foto: sat

Beratung. Am 5. Mai feierte die Beratungsstelle für SexarbeiterInnen 25-jähriges Bestehen. Unter anderem mit Ministerin Barbara Steffens.

So viele Tätigkeiten hatte man 1992 nicht erwartet: „Es ist heute mehr als ursprünglich gedacht war“, würdigt Barbara Steffens, NRW-Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter die Arbeit von Madonna e. V. Denn vor 25 Jahren war der Verein eine Bochumer Selbsthilfegruppe, die heute zu einer Einrichtung mit „bundesweiter Wirkung und Ausstrahlung“ avanciert ist und „politisch fordert und politische Strukturen in den Blick nimmt und beeinflusst.“ Die Ministerin zielt auf die Entwicklung der LoLa-App – eine App für SexarbeiterInnen in NRW – und auf die Errichtung von „Der Runde Tisch Prostitution“ ab, der 2010 mit entscheidender Hilfe und Expertise von Madonna e. V. gegründet wurde. 

„Ihr Fachberatungsstellen habt die gesellschaftliche Atmosphäre mitbestimmt – ihr habt dafür gesorgt, dass wir uns alle mehr trauen, an die Öffentlichkeit zu gehen, dass wir nachfragen können und dass wir uns wohlfühlen“ – dankende Worte der Hurenaktivistin und Sexarbeiterin Stephanie Klee. Sie klagte 2001 ihren Lohn als Sexarbeiterin ein und erreichte, dass ein Vertrag zwischen SexarbeiterIn und Kunden und Kundinnen nicht mehr als sittenwidrig gilt. 

Schatten über der Freude 

Etwa 100 GästInnen füllten die Räume der Beratungsstelle. Doch das am 1. Juli in Kraft tretende Prostituiertenschutzgesetz (ProstSchG) überschattete das Jubiläum. „Es ist eigentlich nur Bevormundung“, so Steffens über das ProstSchG. Ab Juli sieht das Gesetz die Einführung der Meldepflicht für SexarbeiterInnen, die gesundheitliche Pflichtberatung und die Erlaubnispflicht für Gewerbe vor. „Das schlimmste finde ich allerdings, ist die Registrierung“, so Mechthild Eickel, ehemalige Leiterin und Mitarbeiterin von Madonna e. V. Zusätzlich muss die Bescheinigung der gesundheitlichen Pflichtberatung und ein SexarbeiterInnen-Ausweis mitgeführt werden. „Ja, das ist praktisch wie im Faschismus“, so Eickel weiter. Sie sieht noch andere Probleme im neuen Gesetz. „Es wird die Stigmatisierung vergrößern; es wird die Frauen in den Untergrund treiben – also, dass sie sich nicht anmelden; aber es wird für Großbetriebe und Ausbeuterbetriebe kein Problem sein.“

:Sarah Tsah

 

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