Bild: Die Nachwirkungen des Aufstandes: Die zerstörte Innenstadt von Dublin., Die irische Regierung und ihr Umgang mit dem Osteraufstand Fotoquelle: Miller, James Martin & H.S. Canfield: „The People‘s War Book and Pictorial Atlas of the World.“
Über die Ostertage begeht Irland das hundertjährige Jubiläum der gescheiterten Revolution von 1916. Bereits im Vorfeld der Feierlichkeiten geriet das Gedenkkonzept der irischen Regierung in die Kritik. 
 
„Wir werden zusammen als Nation, respektvoll und integrativ an dieses zentrale Ereignis unserer Geschichte erinnern“, schreibt die zuständige Ministerin für die Feierlichkeiten, Heather Humphreys, in einem Gastbeitrag für die "Irish Times". Wie integrativ die Regierung vorgehen wollte, zeigte sie bereits 2014 in einem eigens für das Jubiläum produzierten Video: Sowohl der Aufstand als auch die Hinrichtung der Anführer des Aufstandes wurden dort nicht erwähnt. Stattdessen kamen in dem Video Bono, der Sänger von U2, das englische Königshaus und Bob Geldof, der Gründer von Live Aid, vor.
Kritik an dem Video und den Bemühungen der Regierung, nicht die Anführer des Aufstandes in den Vordergrund zu rücken, kam dabei nicht nur von der Opposition, sondern auch von Bürgerinitiativen.

Die Regierung versteht 1916 nicht

So kritisiert etwa Gerry Adams, der Parteivorsitzende der irisch-nationalistischen Sinn-Féin-Partei: „Die Regierung versteht 1916 einfach nicht. Es ist ein unangenehmes Themenfeld und man gewinnt den Eindruck, dass sie die Gedenkveranstaltungen aus dem Weg haben möchte, damit sie mit dem alltäglichen Regierungsgeschäft weiter machen kann.“ Weiter wirft er der Regierung vor, dass sie den Osteraufstand aus seinem politischen Kontext herauslöse. 
Die Gruppe Reclaim the Vision of 1916: A Citizens’ Initiative for 2016 kritisiert, dass die Regierung im Vorfeld der Feierlichkeiten lediglich ein rudimentäres Konzept vorgelegt habe und warf ihr vor, ein zwiespältiges Verhältnis zu den Ereignissen von 1916 zu haben.
Der Ambivalenz der Regierung will die Organisation einen offenen Dialog mit den BürgerInnen über die Grundsätze von 1916 entgegensetzen und zeigen, wie diese für den Aufbau der irischen Demokratie im 21. Jahrhundert genutzt werden können. 

Harmonie oder Dissens?

Während die irische Regierung offensichtlich versucht, das Gedenken an den Osteraufstand so zu gestalten, dass möglichst viele mit eingeschlossen werden und es dadurch wenig Konfliktpotential gibt, versuchen Opposition und BürgerInnengruppen, einen tiefergehenden Dialog über den Osteraufstand anzustoßen – ganz nach den Zeilen von Brendan Behans Gedicht „Who Fears to Speak of Easter Week“: 
Wer fürchtet sich von der Osterwoche  zu sprechen
Wer wagt es, ihr Verhängnis zu  verurteilen 
 

Infobox

Am Ostermontag 1916 besetzten 1.200 irische Revolutionäre Gebäude in der Dubliner Innenstadt mit dem Ziel, die britische Herrschaft über Irland zu beenden. Als Gegenentwurf zur kolonialen Herrschaft verfassten die Anführer des Aufstandes die so genannte „Oster-Erklärung“, die unter anderem gleiche Rechte für alle BürgerInnen des Landes vorsah. Der Aufstand scheiterte und die Anführer wurden erschossen. Die Erschießung, insbesondere von Schwerverletzen, löste in der Bevölkerung Empörung aus und gab der revolutionären Bewegung neuen Auftrieb. 
 
Gastautor :Jan Freytag
promoviert an der RUB zur Geschichte Irlands

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