Bild: Unterhaltsame Dialoge über die Geschichte des Blues: Pianomann Ralf „Groove“ Weber (l.) lauscht vergnügt Jochen Malmsheimer (Mitte) und Heinz-Peter Lengkeit (r.)., Prominente Gäste feiern mit beim Jubiläum der Bochumer Blues-Session Foto: koi

Die Blues-Session ist eine Bochumer Institution. Seit mittlerweile 20 Jahren ist die Veranstaltung mit ihrem traditionell freien Eintritt ein fester Anlaufpunkt für FreundInnen des traditionsreichen Musikstils. Seit 1998 finden die Sessions im Kulturcafé der RUB statt. Das ausrichtende Akafö-Kulturbüro boSKop hat in Kooperation mit dem RUB-AStA mittlerweile schon knapp 160 Mal zu den Konzerten eingeladen. Zum 20. Jubiläum gab es nun eine Sonderveranstaltung in der Innenstadt.

In der Rotunde am Rand des Bermuda-Dreiecks erzählte die Bochumer „Groove & Snoop-Bluesband“ gemeinsam mit den Kabarettisten Jochen Malmsheimer und Heinz-Peter Lengkeit „A Story Of Blues“. Mit launig-verspielten Halbwahrheiten über die Geschichte der Musikrichtung nahmen die Komödianten dabei das Publikum mit auf eine musikalische Reise. Die passende musikalische Untermalung lieferte die Band um Ralf „Groove“ Weber am Piano und als gefühlvoller Sänger sowie Werner „Snoop“ Volkner an der Mundharmonika.
Die etwa 250 ZuschauerInnen, die eine Karte für die restlos ausverkaufte Veranstaltung ergattert hatten, bildeten dabei einen sehr begeisterungsfähigen Rahmen für die Lokalgrößen. Insbesondere der auch überregional bekannte Jochen Malmsheimer konnte seine Wortspiele und Witze zielsicher in Lacher ummünzen. Der Kabarettist und Träger des Deutschen Kleinkunstpreises nahm dabei dankbar auch die plattesten Pointen („Haben Sie schon mal den Blues verpasst?“) mit.
Dem Unterhaltungswert tat dies jedoch keinen Abbruch – im Gegenteil. Beim Publikum kamen sogar die musikalischen Fruchtaufstriche „Apfel- und Pflaumenblues“ gut an. Denn viel gute Laune und sichtlicher Spaß am eigenen Programm brachten den Bühnenprofis viele Sympathien ein. Auch die Vorschusslorbeeren durch den Bekanntheitsgrad dürften eine Rolle gespielt haben. Malmsheimer hat schon einschlägige Erfahrung als Sänger der Blues-Combo „Vatermörder“. Außerdem ist der ehemalige „Tresenleser“ (mit Frank Goosen) durch Fernsehauftritte und sein Soloprogramm einem breiteren Publikum ein Begriff.

Unterhaltsame Historie des Blues

Heinz-Peter Lengkeit zeigte neben den kongenialen Dialogen mit Jochen Malmsheimer am geblasenen Gartenschlauch und an der Gitarre auch seine ernstzunehmenden musikalischen Fähigkeiten. Diese konnte auch die „Groove & Snoop Blues-Band“ hinreichend unter Beweis stellen. Unter musikalischer Leitung von Ralf Weber zeigte sich das Ensemble in sämtlichen Spielarten des Blues nicht nur zuhause, sondern gemütlich eingerichtet.
Inhaltlich drehte sich alles um den Blues und seine Entwicklung. Vom Mississippi-Delta über New Orleans bis nach Chicago präsentierten die Künstler eine ebenso unterhaltsame wie faktenarme Historie des Blues, die selbst absoluten LaiInnen die Grundprinzipien verständlich machte.
Blues ist „Frustration in Noten und Melancholie in Molltakten“ – soviel stand schnell fest. Auch die nicht sehr vielfältigen Gründe für die Trauer (nicht umsonst steht das englische Wort blue neben der Farbe Blau noch für „traurig“) waren zügig benannt: „Hauptsächlich geht es um die Abwesenheit von Frauen und Bier, oder beidem.“ Dass Blues aus dem Jazz entwickelt wurde, ist vor allem an der deutlichen Abgrenzung voneinander festzumachen. „Wer den Blues verstehen will, sollte vor allem den Jazz nicht begreifen“, so das Credo der Gruppe.

Vielfältige Musikrichtung jetzt auch auf CD

Den einen Blues gibt es dabei allerdings nicht. So hört der eine Musikfan am liebsten New Orleans-Blues, der auch Swamp Blues genannt wird – „eine schwitzige Variante mit Mücken!“ Der/die Andere begeistert sich für die endlosen Instrumentalsoli des Chicago Blues. Hier konnte vor allem Gitarrist Klaus Kahnert sein Talent unter Beweis stellen. „Nie ohne ausreichend Verpflegung ins Konzert gehen“, so der Tipp der Profis, die in ähnlicher Manier noch zahlreiche andere Bluesvarianten mit Anekdoten und Liedbeispielen vorstellten.
Das Programm „A Story Of Blues“ ist allerdings kein einmaliges Intermezzo zu Ehren des Jubiläums. Malmsheimer und Lengkeit sind mit Hilfe der Groove & Snoop Bluesband schon länger mit dem Programm auf deutschen Bühnen unterwegs. Mittlerweile haben die verhinderten Musik-Historiker aus Bochum auch eine CD gepresst. Den Silberling präsentierten sie auf dem Jubiläumsgig in der Rotunde. Neben den Kalauern des Duos Malmsheimer/Lengkeit finden sich auf dem Langspieler auch etliche Songs wieder. Denn: „Blues ist wahrscheinlich Musik!“
 

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