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Damit wir uns nicht falsch verstehen: Boris Gott hat nicht nur dieses eine Thema – die Nordstadt. Eigentlich hat Gott mit seinem aktuellen Album „Es ist nicht leicht, ein Mensch zu sein“ sogar den Anspruch, dieses Schlichte, diesen Liedermachersound abzuhaken und nach Größe zu streben, nach Pop nämlich. Mit Streichern und Synthies hat er das Album mit voller Absicht bombastisch aufgeblasen. Aber es geht auch anders: Live spielt Gott die Songs oft ganz allein. Dann stehen die Texte im Vordergrund, in denen die Nordstadt als Metapher noch immer oft genug auftaucht: „Das ist Bukowski-Land“. In dieser bsz-Sonderausgabe schreibt Bastian Pütter, leitender Redakteur des Straßenmagazins Bodo, von den medialen Auswüchsen der Nordstadt-Debatte. Die Ruhrnachrichten und die WAZ haben sich zusammen mit der SPD-Ortsgruppe populistisch auf die sozialen Probleme im Dortmunder Stadtteil eingeschossen und jagen die vermeintlich Schuldigen mit der Stereotypen-Keule. Auf dem Medienfestival werden wir mit Bastian Pütter auch über dieses Thema reden. Und danach singt Boris Gott seine melancholisch-ironischen Lieder über seine Dortmunder Wahlheimat und den ganzen Rest – das passt eben, wie die Faust aufs Auge.

Aus einem ganz anderen Grund steht die Bochumer Band Selectamood auf dem Programm des Alternativen Medienfestivals. Mit ihrem elektronisch-organischen Bandsound, den vielen Wendungen in den Songs, dem rhythmischen Ideenreichtum retten Selectamood den arg strapazierten Begriff „alternativ“. Dieser Begriff steht trotz seiner ganzen Abgedroschenheit immer noch für Eines: Dinge anders machen als alle anderen. Im Pop-Geschäft scheint jedoch der Weg in die Radios über die Musik des geringsten Widerstands zu führen. Selectamood machen da nicht mit. Das Quartett hat den Anspruch, musikalisch immer eine Stufe über den Instinkten und Vorurteilen der Zuhörer anzusetzen. Warum ich das betone? Hermann Gremliza, heute Herausgeber der Zeitschrift konkret, schrieb einst: „Der Wettbewerb um die Gunst der Konsumenten zwingt die privatwirtschaftlichen Medien, alles zu unterlassen, was die Instinkte und Vorurteile der Leser, Hörer und Seher stören könnte. Ja, um gar kein Risiko zu laufen, müssen sie immer noch ein Stück tiefer ansetzen.“ Auch Alternativmedien stören Instinkte und Vorurteile. Und für Selectamood auf dem Alternativen Medienfestival heißt das wiederum: es passt.

 

Schreiben und Singen

Mit Unter anderem Max ist schließlich ein Sänger dabei, der sich ganz besonders durch seine Doppelrolle für einen Auftritt beim Medienfestival qualifiziert: Als Max Florian Kühlem schreibt er für die Ruhrnachrichten und die Rheinische Post vorwiegend über Kultur- und Hochschulthemen. Wenn er zur Gitarre greift, nennt er sich „Unter anderem Max“. Dann singt und spielt er eigene Balladen oder vertont die Großen der Dichtkunst. Selbst vor Eichendorff macht Max nicht Halt. Der singende Musikjournalist ohne redaktionelle Festanstellung auf dem Alternativen Medienfestival. Dazu kann man schon wieder nur Eines sagen: passt.

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