Die Dortmunder Nazis versuchen bereits seit Beginn der Diskussion um die Verlegung der Flüchtlingsunterkunft, sich die ablehnende Haltung eines Teils der Bevölkerung im Stadtteil zunutze zu machen. Vorangegangen waren Auftritte der Rechten bei Bürgerversammlungen und Flugblätter, auf denen sie die Flüchtlinge als Kriminelle und Bedrohung für die Bevölkerung darstellen. In der Nachbarschaft stoßen sie damit offenbar auf fruchtbaren Boden. „Vor einem Wohnhaus begrüßten Anwohner den Nazi-Aufmarsch mit Ausländer raus!-Rufen,“ berichtet eine junge Frau, die an einer Gegenkundgebung vor dem Asylbewerberheim teilgenommen hat. Hier stellten sich knapp 50 Menschen schützend zwischen das Asylbewerberheim und die circa 120 Rechten, die bis in die unmittelbare Nähe der Einrichtung marschieren konnten.
Rechte Lebenswelt
Die rechte Demonstration war erst am Vortag bekannt geworden. Offenbar versuchten die Nazis, sich die zeitgleich stattfindende linke Demonstration in der Innenstadt zunutze zu machen, um von Protesten unbehelligt aufmarschieren zu können. Demonstrationen dienen der extrem rechten Szene vor allem als integratives Event. Durch Gemeinschaftserlebnisse und die Selbstinszenierung als machtvolle politische Avantgarde soll vor allem Nachwuchs an die Szene gebunden werden. Mit dem Rückgriff auf rassistische und ausgrenzende Einstellungen in der Mitte der Gesellschaft und mögliches positives Feedback wird es für die Rechten einfacher, ihrer Gefolgschaft Erfolgserlebnisse zu vermitteln. Dabei wird auch deutlich: Nazis fallen nicht vom Himmel, sie agieren dort, wo sie auf Zustimmung hoffen können.
Fundament in der Mitte
Das meinen auch die antifaschistischen DemonstrantInnen in der Innenstadt, als sie in einem Redebeitrag die Debatte um die Dortmunder Nordstadt kritisieren. Wegen des Zuzugs von Roma-Familien aus Osteuropa hatte die SPD die Schließung des Straßenstrichs gefordert, der Sprecher der CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung der Nordstadt wetterte in der Lokalpresse gegen „kriminelle Elemente und menschenverachtende Lebensformen von Randexistenzen“, die aus „ganz Europa“ nach Dortmund kämen. Wenn solche Positionen in der Lokalpolitik ganz normal und sagbar sind, wird auch klar, warum sich Nazis in Dortmund offenbar ganz wohl fühlen.
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