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An die 300 QuerenburgerInnen waren gekommen und füllten den fastnachtlich geschmückten Bürgersaal bis auf den letzten Platz. Die meisten von ihnen, so sollte sich schnell herausstellen, trieb der gleiche Anlass in die Bezirksverwaltungsstelle: Ärger und Verzweiflung über die Politik des Unicenter-Eigentümers Dakota Investments, der das Einkaufszentrum und die anliegenden Wohnhäuser vor gut vier Jahren gekauft hatte. Der Vorwurf: Der Luxemburger Investmentfonds lasse die Immobilien absichtlich verfallen; maximaler Profit mit minimalen Investitionen, so das Geschäftsmodell. Eine wohl berechtigte Kritik, schließlich wurde das Unicenter mit Kapital aus billigsten Krediten aus Zeit vor der Finanzkrise gekauft – in der Erwartung, dass der Wert des Grund und Bodens schneller steigt als die zu zahlenden Zinsen es tun.

Tschüss, Toom-Markt!

Die MieterInnen beklagen derweil: Seit Jahren schon würden selbst dringend notwendige Reparaturen an den Gebäuden nicht mehr durchgeführt. Stadtbaurat Ernst Kratzsch, den Bürgermeisterin Gaby Schäfer zusammen mit drei weiteren Parteigenossen auf das Podium geladen hatte, gab sich den AnwohnerInnen gegenüber hilflos. Investor und Gebäudemanagement seien auch für ihn kaum ansprechbar. „Wir haben von denen zwar eine Telefonnummer in Berlin, aber da erreichen wir niemanden.“ Dabei ist die Stadt mit ihrer Bücherei und den Verwaltungsgebäuden eine der großen MieterInnen im Unicenter und leidet selbst unter der verfallenden Infrastruktur. Ein anderer Ankermieter, der große Toom-Markt, hat seinen Abschied aus dem maroden Einkaufszentrum bereits angekündigt. Dennoch versuchen die anwesenden Politiker vom Podium aus zu beruhigen. Schließlich sei geplant, dass die Dortmunder REWE-Genossenschaft wenigstens einen Teil der bisher von Toom genutzten Ladenfläche übernehme. Mit anderen Worten bedeutet dass: Das Obergeschoss des geräumigen Marktes könnte demnächst als zusätzlicher Leerstand die Liste der unvermieteten Flächen bereichern.

Tanz um den heißen Brei

Bürgermeisterin Gaby Schäfer findet deutliche Worte – zumindest, wenn es um die Kritik an dem Luxemburger Investor geht. Eine „Heuschrecke“ sei der, und die Menschen in Querenburg hätten „etwas Besseres verdient“. Nach konkreten Lösungsvorschlägen gefragt, werden ihre Sätze allerdings länger und unspezifischer. Mit der Ruhr-Uni und der Stadt habe man „starke Partner“ gefunden. Ihr Mann Axel Schäfer sekundiert, als Bundestagsabgeordneter werde er zusammen mit dem Landtagsabgeordneten Thomas Eiskirch eine „konzertierte Aktion“ starten. Diese Ankündigung reicht für Beifall aus dem Saal, so dass beide vorerst nicht konkreter werden müssen.

Endstation Privatisierung?

Noch wesentlich lauteren Beifall bekommt eine Anwohnerin, die sich ihren Frust von der Seele schreit: „Wir wollen, dass das Unicenter endlich wieder uns gehört!“ Eine Rekommunalisierung des Unicenters – auf den ersten Blick keine so abwegige Idee. Schließlich verwaltete das städtische Tochterunternehmen VBW bereits einmal die zum Immobilienkomplex gehörenden Mietwohnungen. Doch die Politiker auf dem Podium winken ab. Rund 110 Millionen Euro bräuchte man alleine für den Kauf, und die Kosten für die inzwischen dringend notwendige Sanierung sind kaum abzuschätzen. „Die Stadt und ihre Töchter können das nicht stemmen. Die Einzige, die das könnte, wäre die LEG NRW. Und die hat die Vorgänger-Landesregierung 2008 privatisiert“, erklärte Thomas Eiskirch.

Und so gehen die besorgten Querenburger AnwohnerInnen mit kaum mehr nach Hause, als sie gekommen sind – nämlich vor allem mit ein paar warmen sozialdemokratischen Worten sowie denen von Uni-Rekor Elmar Weiler. Als einziger Vertreter auf dem Podium ohne SPD-Parteibuch hatte er die ehrgeizigen Pläne zur Campussanierung vorgestellt und beklagt, dass die Umgebung mit den Entwicklungen nicht Schritt halte. Gleichwohl werde sich die Uni darum bemühen, im Bereich Unicenter weitere Räumlichkeiten anzumieten.

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