Monatseinkommen mal Lebensalter mal Jahre der Betriebszugehörigkeit geteilt durch 35 – mit dieser Formel berechnet Opel die Summe der angebotenen Abfindungen. Das bedeutet, dass ein 50jähriger, der 20 Jahre im Bochumer Werk gearbeitet hat, den Lohn von gut zwei Jahren ausgezahlt bekommt, wenn er freiwillig seinen Platz räumt. Das ist deutlich weniger als bei bisherigen Runden des Personalabbaus, mit denen Opel die Beschäftigtenzahl bereits von 20.000 auf etwa 5.000 MitarbeiterInnen gedrückt hat. In der Vergangenheit betrug der Divisor in der Formel nicht wie jetzt 35, sondern 25. Außerdem werden dieses Mal maximal 24 Jahre Betriebszugehörigkeit angerechnet, wodurch die angebotene Summe für alteingesessene OpelanerInnen ebenfalls geringer ist als in bisherigen Personalabbau-Runden. Ob der Konzern mit dem deutlich schlechteren Angebot tatsächlich ein Drittel der verbliebenen Beschäftigten abspeisen kann, steht daher in den Sternen – und wie das Unternehmen reagiert, wenn es nicht klappt, auch.
Wer sich auf das Angebot einlässt, kommt noch für ein Jahr in einer von vier Transfergesellschaften unter. Schon Anfang September soll die erste ihre Arbeit aufnehmen. Die offizielle Aufgabe: Die Betroffenen möglichst schnell in neue Arbeitsverhältnisse zu vermitteln. Dass diese Vorhaben regelmäßig scheitern, ist allerdings wohl auch den Verantwortlichen bei Opel bewusst. Die Bochumer Arbeitsagentur hat bereits ein Büro auf dem Opel-Werksgelände eröffnet. Mit Transfergesellschaften hat sie bereits einige Erfahrung. Es reicht ein Blick nach Bochum-Riemke, um das letzte große Scheitern des Systems zu begutachten. Dort schloss im Sommer 2008 das Werk des finnischen Handyherstellers Nokia. Als die Beschäftigungsgesellschaft PEAG in diesem Februar die letzten Beschäftigten entließ, waren nach Angaben des ehemaligen Betriebsrats noch knapp die Hälfte der Ex-NokianerInnen arbeitslos.
Überhaupt ist der Vergleich mit dem Handybauer ein guter Maßstab, um das Ausmaß des aktuellen Opel-Stellenabbaus zu verdeutlichen. Als Nokia-Chef Olli-Pekka Kallasvuoim im Januar 2008 die Verlegung des Riemker Werks nach Rumänien ankündigte, hatte der Konzern in Bochum 2.300 Festangestellte – nur 500 mehr, als Opel jetzt vor die Tür setzen will. Obwohl der neuerliche Opel-Personalabbau die Region ebenfalls hart treffen wird, gibt es diesmal zwar viele besorgte Stimmen, aber keine Welle der Empörung, die mit dem Protest gegen Nokia vor zwei Jahren vergleichbar wäre. Dabei haben die Beschäftigten bereits massive Zugeständnisse gemacht. Die Bochumer OpelanerInnen verzichten bereits auf die Hälfte des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes sowie bis Januar 2012 auf eine ausgehandelte Tariferhöhung von 2,7 Prozent und auf Einmalzahlungen.
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