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Vor 10 Jahren beschlossen die Wissenschaftsministerinnen und -minister die Einführung der gestuften Studiengänge und damit den langsamen Abschied von allen anderen akademischen Graden, eben auch dem deutschen Diplom. Die Abschlüsse sollten demnach vereinheitlicht werden, um die Chancen auf dem europäischen Arbeitsmarkt zu verbessern. Was ein Diplom aus Deutschland oder ein Master aus dem Vereinigten Königreich wert war, war kaum objektiv vergleichbar. Vereinheitlichte Abschlüsse mit einheitlichen Studienzyklen sollten diesen Missstand beheben.
Schon während der Planung der neuen Studiengänge war der Abschied vom Abschluss des Diploms nicht unumstritten, doch die vermeintlichen AnhängerInnen der europäischen Einigung setzten sich durch. So ist in NRW die Einschreibung mit dem Studienziel Diplom nicht mehr möglich. Anders ist die Lage aber noch in anderen Bundesländern: In Sachsen wurden Master und Diplomstudiengänge parallel weiter entwickelt und scheinen nun ein Standortvorteil zu haben. Diesen Vorteil wollen jetzt auch andere Hochschulen zurück haben und wieder den Grad des Diplom Ingenieurs verleihen können. Das an der Studienarchitektur, der Aufteilung in eine dreijährige Bachelor und eine zweijährige Masterphase, nicht gerüttelt werden dürfte, stellte die Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz Prof. Dr. Margret Wintermantel klar. Unter Berücksichtigung der vertraglichen Verpflichtungen Deutschlands könne man aber über die Benennung des Abschlusses diskutieren.

Etikettenschwindel?

Auch wenn es so aussieht: Eine vollständige Rolle rückwärts soll es nicht werden, schließlich habe man sich zur Umstellung auf Bachelor und Master vertraglich mit mittlerweile 46 europäischen Staaten verständigt. Vielmehr soll das Diplom zusätzlich zum Master verliehen werden können, ohne dass sich etwas Grundlegendes ändert. In NRW steht diesen Plänen derzeit das gültige Hochschulrecht entgegen und müsste geändert werden. Während an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen alle Statusgruppen an der Universität hinter der Forderung der zusätzlichen Diplomurkunde stehen, stößt sie an der RUB auf Kritik: „Was nötig wäre, das ist eine grundsätzliche Reform der Studienstruktur: Anwesenheitspflicht abschaffen, demokratische Mitbestimmung statt Erhöhung des Prüfungsdrucks. Die technischen Hochschulen wollen sich stattdessen aus der Affäre ziehen, indem sie die schlechte Struktur einfach umbennen“, meint der AStA-Vorsitzende Jan Keitsch. „Das das deutsche Diplom immer noch ein hohes internationales Renommee hat, stimmt. Das wird sich aber schlagartig ändern, wenn unter dem Label demnächst der Bachelor-Master-Unsinn verkauft wird.“ Eine Differenzierung in Master erster und zweiter Klasse – also mit oder ohne Diplomurkunde – lehnt er deshalb auch entschieden ab.

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