Die eingenommenen Gebühren werden ausgegeben, die finanziellen Mittel vom Land in Form von Rücklagen angespart. Begleitend zur Umschichtung der Gelder greift man bei der Öffentlichkeitsarbeit zusätzlich tief in die rhetorische Trickkiste.
Im letzten Jahr ging aus dem Bericht über die Verwendung der Studiengebühren noch hervor, dass man an der RUB hohe finanzielle Rücklagen angesammelt hatte. Daraufhin forderten nicht nur die GegnerInnen der „Campus-Maut“, die Gebühren wieder abzuschaffen oder zumindest zu senken, da man seitens der Uni nicht zu wissen schien, wofür man die Gelder überhaupt ausgeben sollte. Immerhin sind alle Investitionen stets an die Vorgabe gebunden, ausschließlich für die Verbesserung der Lehre und der Studienbedingungen eingesetzt zu werden. Die Gebühren wurden jedoch weder abgeschafft, noch gesenkt, obwohl nur 27 Prozent der Studierenden mit der Verwendung ihrer Gelder zufrieden sind. Also muss die Hochschule umdenken, sodass die Erhebung gerechtfertigt und eine mögliche Abschaffung katastrophal erscheint.
Strategische Rhetorik
Um nicht erneut in Rechtfertigungsschwierigkeiten zu geraten, heißt es in diesem Jahr an der RUB: „Die Ruhr-Universität hat im Berichtszeitraum rund 20 Millionen Euro an Studienbeiträgen eingenommen und etwa 24 Millionen Euro ausgegeben – die Differenz ergibt sich aus dem Übertrag aus dem Vorjahr. Er wurde halbiert und wird im nächsten Jahr komplett abgebaut sein.“ Prof. Dr. Uta Wilkens, Prorektorin für Lehre der RUB, erklärt vorbeugend, weshalb die Gebühren bleiben sollen: „Wenn das Geld in Zukunft nicht mehr zur Verfügung stünde, wäre das für die Lehre ein dann nicht zu vermeidender Qualitätsverlust.“
Rot-Grün hatte vor der Landtagswahl versprochen, die Gebühren tatsächlich wieder abzuschaffen. Seitdem ist Rektor Elmar Weiler bemüht, hinsichtlich der wachsenden Rücklagen der Fakultäten seiner Hochschule zu intervenieren. Es sei unbedingt zu verhindern, dass etwa das Finanzministerium bestrebt sein könnte, eine Rücklagenbildung an den Hochschulen zu stoppen. Deswegen sind die Fakultäten dazu aufgerufen, ihre Gelder „zielführend“ einzusetzen. „Die derzeit fakultätsübergreifend aufgelaufene Summe aller Rücklagen“ sei „auf ein der Politik gegenüber nicht mehr darstell- oder begründbares Maß angewachsen“, lautete es noch Ende Mai diesen Jahres auf der Fakultätenkonferenz.
Insgesamt ein eher trostloses Resümee: Die Abschaffung der Gebühren rückt angesichts des desolaten Landeshaushalts in weite Ferne, das nationale Stipendienprogramm der Bundesregierung ist im Bundesrat gescheitert. Ob die Bafög-Erhöhung noch kommt, ist unklar und unser „Rektor des Jahres“ setzt den enttäuschten Hoffnungen der Studierenden mit seiner Finanzstrategie die Krone auf.
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