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Vielversprechend ist 2010 jedenfalls der deutliche Anstieg der Anzahl beim Veranstalter eingegangener Videos im Vergleich zum vergangenen Jahr: Über 900 bis zu maximal 35 Minuten lange Streifen aus vielen Regionen der Welt wurden gesichtet. „Überraschend waren insbesondere Einsendungen aus relativ exotischen Ländern wie Aserbeidschan oder Panama“, sagt Franziska Tippmann, die neben Carla Steves und Benjamin Schubert in diesem Jahr die Festivalleitung innehat. „Auch aus dem Iran, dem im vergangenen Jahr ein Spezial-Programmteil gewidmet war, haben wir wieder einige Beiträge erhalten.“ Tendenziell sei ein Rückgang experimenteller Videos zu verzeichnen, während sich viele Künstler_innen stärker dem narrativen Genre widmeten.

Von Videoinstallationen bis zur Kurzfilmkunst

Neu beim 20. Videofestival ist, dass auch Kurzfilme zum Wettbewerb zugelassen wurden, die nicht im üblichen Videoformat produziert sind. Teil des Festivalprogramms ist daher auch eine Podiumsdiskussion zu den Charakteristika des Mediums Video sowie zur spezifischen Videoästhetik im Vergleich zum (Kurz-)Film. Neben dem preisbelohnten Wettbewerb im Hauptprogramm, das an den drei Festivaltagen im Musischen Zentrum (MZ) präsentiert wird, sowie zahlreichen Sonderpreisen in unterschiedlichen Kategorien wird in diesem Jahr zudem die beste Video­installation erstmals preisbelohnt. Um dieser Kunstform gebührende Geltung zu verschaffen, werden an allen drei Festivaltagen auch jeweils 30-minütige Rundgänge durch die Installationslandschaft im MZ angeboten.

Darüber hinaus wird es neben einer Galerie mit festivalhistorischem Material einen Best-of-Videoblock mit einem Querschnitt durch 20 Festivaljahre geben. Auch wird ein „SpanienSpezial“ mit „sehr emotionalen Geschichten“ die Programmvielfalt bereichern: „Insbesondere unter den zahlreichen Zusendungen aus Spanien waren diesmal sehr gute narrative Beiträge, die nicht alle Platz im Hauptprogramm gefunden hätten“, so Franziska Tippmann. Außerdem wird im diesjährigen Rahmenprogramm neben einem „MitternachtsSpezial“ samt filmischer Arbeitsmarktsatire sowie dem lokalkolorithaltigen Bochumer Programm wieder ein „MusikSpezial“ gezeigt, wo künstlerisch hochwertige Videos „mit Bildern, die sich ausschließlich nach der Musik richten“, zu sehen sind. Ein besonderer Tipp ist außerdem das Gastfestival beim beliebten Videobrunch am 12. Juni ab 11 Uhr im Kulturcafé der Ruhr-Uni, wo das schnittfreie Resultat des kroatischen „One-Take-Filmfestival“ aus Zagreb zu bewundern sein wird.

Audiovisuelle Tsunamis

Auch in diesem Jahr wird es zwischen den Filmblöcken im Hauptprogramm wieder diverse „audiovisuelle Performances“ geben, die 2002 bis 2009 unter dem Label „VJing“ firmierten. Insbesondere in diesem Bereich hat das Internationale Videofestival in den vergangenen Jahren einen Schwerpunkt etablieren können und sehenswerte Acts nach Bochum gebracht: „Mit dem Contest für Audiovisuelle Performances stellt das Festival eine einzigartige Kunst in den Mittelpunkt“, wird es auf den Webseiten des Festivals treffend auf den Punkt gebracht. Bild- und Soundsequenzen werden vor Publikum live abgemischt und das Resultat auch im Umfeld der finalen Festivalparty am 12. Juni ab 22.30 Uhr zu bewundern sein, die mit prominentem Line-up (u.a. Dominik Eulberg) an einem ungewöhnlichen Ort stattfinden wird – audiovisuelle Tsunamis sollen dann die Parkdecks 8 und 9 der RUB durchfluten.

Trauma: Finanzdebakel 2009

Die Auftaktfeier markiert bereits am 10.6. ab 22 Uhr eine „Soundtrack Party“ im Kulturcafé, direkt gefolgt vom nächsten Party-Event im Underground Club Bochum am 11.6. ab 23 Uhr. Wenn trotz der zeitgleich beginnenden Fußball-WM auch eine Riesenwelle zahlender Gäste auf die insgesamt drei nächtlichen Events flutet, kann hoffentlich auch ein ähnliches Finanzdesaster wie im Vorjahr vermieden werden, als das Video­festival ein Defizit von 24.706 Euro verbuchte. Trotz hoher Fördergelder und Zuschüsse der Filmstiftung NRW als Hauptsponsor sowie des AStAs der Ruhr-Uni, des RUB-Rektorats, der Stadt Bochum sowie des Landes NRW als Träger bzw. Hauptförderer konnten 2009 statt kalkulierter 25.000 nur 20.422 Euro an Einnahmen generiert werden, denen exorbitante Ausgaben von 45.128 Euro gegenüberstanden, welche die maximal angenommene Summe von 34.000 bei weitem überstiegen. Im Jubiläumsjahr wird sich daher das Kulturbüro boSKop nicht nur als Sponsor, sondern auch bei der Finanzplanung des Videofestivals stärker engagieren.

Infos: http://www.videofestival.org


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