Zwar lagen die Vorschläge, welche die studentischen Arbeitsgruppen in den letzten Wochen erarbeitet hatten, noch nicht vollständig vor (bsz 824 berichtete), doch das war offensichtlich kein Hindernis für die UKL vergangene Woche bekanntzugeben, dass die Qualität der Studiengänge an der RUB insgesamt für gut befunden werde. Auf Grundlage von Akkreditierungsgutachten, „Studierendenstatistiken“, Lehrberichten und Ergebnissen der Absolventenstudie wurden die Studiengänge evaluiert. Die UKL hat nach der Prüfung ein Entwicklungsprofil mit allgemeinen und fachspezifischen Empfehlungen erarbeitet, die nun in einer Vereinbarung zwischen dem Rektorat und den Fakultäten festgehalten werden sollen.

Empfehlungen

Die UKL empfiehlt den Fakultäten die Sprachausbildung besser in die Lehrpläne zu integrieren. So soll etwa durch das Angebot von Summer Universities ermöglicht werden, Sprachen schon vor Studienbeginn oder in der vorlesungsfreien Zeit zu lernen, statt während des Semesters im Optionalbereich. Hier sollen vor allem Kurse belegt werden, die einen Blick über die eigentlich studierten Fächer hinaus ermöglichen. Die Anwesenheit soll – zumindest in Vorlesungen – nicht mehr kontrolliert werden und als Voraussetzung  für eine Prüfung gelten. Die Lehrenden sollen hingegen ihre Veranstaltungen medial besser aufbereiten, sodass eine umfangreiche Vorbereitung auf eine Klausur auch möglich ist, ohne die Vorlesungen zu besuchen. Die Anwesenheit bleibt aber vorerst Sache der Fakultäten, so wie es sich generell bei den Vorschlägen nur um Empfehlungen handelt.

Lobende Beurteilung statt urteilender Darstellung

Gewinner der Qualitätsprüfung sind eine Handvoll Lehrstühle – wie etwa das Englische Seminar,  welches wegen des guten Beratungskonzepts gelobt wird, oder das Fach Geschichte aufgrund der Prüfungsorganisation. Die genannten „Best Practice“-Beispiele können nun als Orientierungshilfe für alle anderen Fakultäten genutzt werden, so die UKL. „Es ist zwar schön zu sehen, dass das Rektorat in Sachen Bachelorstudiengänge endlich aktiv wird, doch die Verbesserungsvorschläge der Studierendenschaft selbst wurden noch gar nicht gehört“, so Sina Wunderlich, Sprecherin der FachschaftsvertreterInnenkonferenz (FSVK). Man muss noch abwarten, ob und in welchen Umfang Verbesserungen eintreten, zumal das Rektorat bisher nur die Tätigkeit der UKL lobt und nur wenige Einzelbeispiele für die Bewertung „insgesamt gut“ herhalten. Kritikpunkte – wie die Studiengebühren oder die zu knapp bemessene Regelstudienzeit – werden bisher komplett ausgeblendet. Ob sich dies zukünftig ändert ist noch unklar: “Das wird noch ein langer Prozess“, meint Sina Wunderlich. Die FSVK wird sich mit Prof. Dr. Uta Wilkens, Prorektorin für Lehre, treffen und über die Einbindung der studentischen Konzepte zur Verbesserung der Lehre diskutieren. Danach werde man sehen, inwieweit das Rektorat die Verbesserungsvorschläge der Studierenden annimmt und unterstützt. 

Protest statt Bildung umsonst

Es war nicht Ziel der studentischen Proteste, auf das wenig Positive des Bachelorstudiums hinzuweisen, sondern die Missstände aufzuzeigen und endlich in Angriff zu nehmen. Bislang ist wenig passiert. In einigen Fächern soll zwar das Prüfungssystem umgestaltet werden, doch von einem schlankeren Lehrplan oder einer Verlängerung der Regelstudienzeit ist derzeit nicht die Rede. Frau Wilkens entnimmt den Statistiken, dass noch nie so viele Studierende in der Regelstudienzeit abgeschlossen hätten. Dass dies auch mit den Studiengebühren und anderen finanziellen Zwängen zusammenhängt, ist wohl nach dem RUB-Prinzip der Wirtschaftlichkeit unerheblich. Ob die Kritikpunkte in Zukunft angenommen und in die Beurteilung sowie in die Vereinbarung zwischen Rektorat und Fakultäten einfließen, werden die Gespräche zwischen Studierenden und der Universitätsleitung noch zeigen müssen. Die Fachschaften versuchen bereits jetzt ihre Verbesserungsvorschläge mit ihren Dekanaten zu diskutieren. Wie die FSVK berichtet, scheint auch diese Form von Protest aussichtslos. Solange das Rektorat weiterhin unzweckmäßige Ratschläge erteilt statt zu handeln, wird sich daran wohl so schnell nichts ändern.

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