Seit ein paar Tagen arbeite ich mit Herrn Nakagawa zusammen. Herr Nakagawa ist der behinderte Kollege von Ogi. Behinderter Kollege im Wortsinn jetzt – nicht im Bochum-Hamme-Sinn. Nakagawa ist fast taub und minderbegabt. Ich kann mich mit ihm nur schriftlich auf Japanisch verständigen. Wir haben uns von Anfang an super verstanden. Nakagawa unterhält sich sehr gerne, inzwischen haben wir gut 50 kleine Zettel vollgeschrieben. Er kann sprechen, sehr laut, allerdings undeutlich, das macht es für mich nicht gerade leichter. Aber wir finden immer irgendein Thema. Meistens stellt Nakagawa Fragen über Deutschland, die ich auch mit meinem rudimentären Japanisch souverän beantworten kann. Ob Ost- und Westdeutsche die gleiche Sprache sprechen, zum Beispiel. Natürlich nicht! Mit Nakagawa zusammen habe ich bis heute das ganze Feld entdrahtet und entschnurt. Er ist einer der nettesten Menschen, die mir je untergekommen sind. Ich war gerührt, als er mir aufgeschrieben hat, dass ich bisher der WWOOFer sei, mit dem er am besten reden könne.
Die japanische Gesellschaft ist Behinderten gegenüber offenbar sehr verschlossen. Es ist jedenfalls eine große Ausnahme, wenn jemand wie Ogihara einen Behinderten einstellt, obwohl er auch andere Arbeiter haben könnte. Während Ogi mich also mit seinem Rassismus gegenüber Chinesen noch vor den Kopf gestoßen hat, ist er auf diesem Gebiet ein Vorbild an Toleranz und Nächstenliebe.
Hannos Blog kehrt zurück ins Web – wir stellen die Verfolgung unseres Redaktionskollegen ein und hoffen, ihr lest weiter auf http://hannojentzsch.de/bloginjapan
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