Für BesitzerInnen strombetriebener Geräte ist dies ein ebenso interessanter Gedanke: Schon heute kann der/die VerbraucherIn selbst bestimmen, ob der Toast mit Atomstrom getoastet werden soll, oder ob ein Zurückgreifen auf erneuerbare Energien der bessere Weg ist. Stichhaltige Ausreden, warum man noch nicht zu einem alternativen Anbieter gewechselt hat, gibt es eigentlich nicht. Der Wechsel ist, wenn überhaupt, nur unwesentlich teurer, völlig unproblematisch und risikofrei.
Risikofreiheit
Das Wichtigste vorweg: Selbst wenn wider erwarten bei dem Wechsel etwas schief gehen sollte, der neue Anbieter pleitegeht oder was auch immer: Der/die VerbraucherIn wird nicht ohne Strom dastehen, sondern immer wieder in das ortsübliche Netz zurückfallen.
Problemfreiheit
Der Wechsel an sich ist wirklich einfach, unterscheidet sich allerdings von Anbieter zu Anbieter ein wenig. Bei fast allen neuen Stromanbietern schließt man mit dem neuen Lieferanten einen Vertrag ab, muss den Zählerstand an einem bestimmten Datum ablesen und ihn dem neuen Ökostromhändler mitteilen. Die Kündigung beim alten Anbieter wird oft schon vom neuen Anbieter erledigt.
Das einzig wirkliche Problem ist, zwischen den vielen verschiedenen Ökostromanbietern zu entscheiden. Hier sollte der/die VerbraucherIn darauf achten, auch wirklich echten Ökostrom zu bekommen und nicht nur Strom mit einem schicken Namen. In Europa gibt es nur ein Stromnetz. Auf der einen Seite speisen die Anbieter Strom ein, auf der anderen Seite entnimmt ihn der/die VerbraucherIn. Was dazwischen mit dem Strom passiert, wie man ihn tauft und wo er wirklich herkommt, ist oft schwer zu sagen. Also sollte der/die VerbraucherIn darauf achten, dass sie oder er einen Anbieter wählt, der auch wirklich echten Ökostrom in der Menge einspeist, die der/die VerbraucherIn am anderen Ende entnimmt, und nicht bloß einen Euro mehr fürs gute Gewissen zahlen. Das kann man auch von den großen Anbietern erwarten. Problematisch bleibt dann allerdings, dass man mit einem Ökostromvertrag bei einem großen Anbieter eben jene Stromriesen unterstützt, die im Wesentlichen ihr Geld mit Atom und Kohle verdienen.
Etikettenschwindel beim Zwischenhändler
Ein nicht zu vernachlässigendes Problem in diesem Bereich ist, wie fast überall, der Mensch, der auf der Ökowelle surft und Geld verdienen will. Es gibt mehr als einen Stromhändler, der nicht selber produziert, sondern nur Strom verkauft. Er erwirbt billigsten konventionellen Strom irgendwo in Europa. Nun braucht er nur noch ein Ökostromzertifikat gleich welcher Art einzukaufen, und durch Kombination dieser beiden Zutaten wird er reich. Diese Anbieter sind für den Laien nur sehr schwer zu enttarnen. Vorsicht ist aber auf jeden Fall geboten, wenn man im Internet auf einem Ökostromrechner den eigenen Stromverbrauch ausrechnen lässt und einen Alternativstromanbieter findet, der deutlich billiger ist als zum Beispiel die Stadtwerke.
Kürzelschwindel beim Produzenten
Manche Produzenten von konventionellem Strom sind noch kreativer, um mit dem Umweltbewusstsein der VerbraucherInnen Geld zu verdienen: Große Konzerne erfanden das alles entscheidende Kürzel „RECS“ für „Renewable Energy Certificate System“. Wer nun seinen konventionellen Strom mit einem neuen Pass versehen auf Reisen durch das Stromnetz schicken möchte, der kaufe sich solch ein Zertifikat von einem Ökostromanbieter irgendwo in Europa – und schon kann Ökostrom mit dem Zusatz „RECS“ verkauft werden. Irgendwer hat irgendwann wirklich Ökostrom produziert; der Anbieter, der das Geld der VerbraucherIn bekommt, war es aber nicht. Leider sind aufgrund mangelnder Nachfrage diese Zertifikate im Moment sehr billig, so dass sie jedem Stromanbieter die Möglichkeit bieten, Ökostrom für die KundInnen anzubieten. Einen Anreiz, alternativen Strom günstiger selbst herzustellen und so den Gesamt-Energie-Mix der eigenen Firma zu verbessern, gibt es für die Anbieter also nicht. Außerdem bezieht das „RECS“ in seine Bewertungsmaßstäbe für Ökostrom nicht mit ein, ob Investitionen in Forschung, Entwicklung und den Neubau von alternativen Energiegewinnungsanlagen getätigt werden.
Problemlösung
Es ist also wirklich nicht leicht, sich für den richtigen Anbieter zu entschieden. Eine gute Möglichkeit sind Anbieter, die ausschließlich auf erneuerbare Energien setzen. Sie bieten die Vorteile, reinen alternativen Strom in der Menge, die der/die VerbraucherIn kauft, ins Netz einzuspeisen, und sie investieren in die Weiterentwicklung und Forschung im Bereich Ökostrom. Im Moment scheint es nach bsz-Recherchen auf dem deutschen Markt vier Anbieter zu geben, die diese Kriterien erfüllen: EWS Schönau, Greenpeace energy, Naturstrom und Lichtblick.
Macht der Masse
Wie überall gilt natürlich auch auf dem hart umkämpften Markt der Stromanbieter: Die Nachfrage regelt das Angebot. Daher ist es nicht einleuchtend, warum die PolitikerInnen zu glauben scheinen, sie alleine entscheiden über die Länge der Laufzeiten von Atommeilern. Wenn die VerbraucherInnen konsequent zu echten Ökostromanbietern wechseln, wird den Anbietern nichts anderes übrigbleiben, als sich dieser Nachfrage anzupassen. Ein Grund mehr, noch heute den Stromanbieter zu wechseln.
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